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Die Akustikmaßnahmen im neuen Raum

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    Die Akustikmaßnahmen im neuen Raum

    Mit dem Umzug wurden Maßnahmen für die Raumakustik fällig

    Der Hoch-Mitteltonbereich


    Bedingt durch unseren „sparsamen“ Einrichtungsgeschmack ist der Raum sehr hallig. Dem wurde durch
    • ein Hofa-Deckensegel
    • und Akustikbildern
    entgegengesteuert.

    Das Hofa-Akustiksegel ist sehr leicht, so dass vier 5mm-Dübel in der Beton-Decke ausreichen. Bautechnisch ist das Anbringen keine größere Herausforderung. Ein bisschen „pfrimelig“ ist das Anhängen des Deckensegels, weil man mit dem Schädel sehr dicht an der Decke ist und sich die Haken im Absorbermaterial schnell verstellen. Am Ende hängt das Segel „Haken auf Haken“ mit ca. 4 cm Abstand zur Decke.

    Praxistipp für die Montage: Zu zweit arbeiten. Das Material ist recht druckempfindlich und wer da zu fest zupackt, um das Teil an der Decke zu halten und zu dirigieren, hat schnell Druckstellen d’rin.

    Hilfreich: Ich habe mir aus billigster Hartfaserplatte eine Bohrschablone gemacht, damit die Bohrlöcher in der Decke und die Position der Schraubhaken im Absorber passen

    Die Wirkung ist genial. Selbst im leeren Raum reduziert sich der Nachhall deutlich, die Sprachverständlichkeit wird gesteigert. Optisch ist das Ding dezent, auch wenn sich ein Deckenabsorber natürlich nicht komplett verstecken lässt.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: forum_neue-akustik_1.jpg Ansichten: 0 Größe: 637,6 KB ID: 40598



    Mangels Schrankwand und Regale sind auch die Wände bei uns ein „Spiegelbild der Wellenausbreitung“. Also gilt es das Angenehme mit dem Nützlichen zu verbinden. Es gibt im Markt einige „Wandabsorber für Wohnräume“, aber so richtig begeistert war ich nicht. Meistens einfarbig - dafür aber immer ausgesprochen „sportlich“ im Preis.

    Nach langem Gestöber im Netz stieß ich auf Akustikstoff mit Fotodruck. Man kann eigene Bilder hochladen oder Motive auf der Homepage aussuchen. Weitere Details hier.

    Der Stoff hat eine Oberfläche, die übersäht ist mit kleinen Prismen aber den Schall auch durchlässt. Dazu baute ich mir einen Holzrahmen, aufgefüllt wurde der Rahmen mit sogenannter Polsterwolle (ca. 2 cm dick).

    Der fertige Holzrahmen mit angetackerter Polsterwolle
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: forum_akustikbild.jpg Ansichten: 0 Größe: 954,8 KB ID: 40599

    Je nach Motiv und Farbe des Polstermaterials kann es erforderlich werden, den Rahmen zu streichen, weil er sonst durchschimmern könnte.

    Hier sind drei von insgesamt vier Akustikbildern an den Wänden (und Deckensegel).
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: forum_neue-akustik_-3.jpg Ansichten: 0 Größe: 452,6 KB ID: 40600

    Auf dem Boden (im Hördreieck) natürlich ein Flauschiteppich.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: forum_neue-akustik_-4.jpg Ansichten: 0 Größe: 462,2 KB ID: 40606


    Im Ergebnis ist im Hoch-Mittelton der Raum gut geworden. Eine ordentliche Sprachverständlichkeit, von der sogar die Mini-Quäken-LS im TV-Gerät profitieren.


    Der Bassbereich

    Die Stammleute wissen es: Mit dünnen Wandabsorbern kommt man nicht weiter. Im Bass gilt „Masse ist durch nichts zu ersetzen, außer durch Masse“. Oder geht’s doch anders?

    Elektronische Bassfallen versprechen Wunderdinge. Und tatsächlich - was mit moderner Elektronik möglich ist, wurde „früher“ durch den Einsatz mehrerer Kubikmeter Steinwolle erledigt. Zum Einsatz kommt ein PSI Audio AVAA. Ich geb’s zu, so ganz genau weiß ich nicht, wie das Ding funktioniert, allerdings hält sich der Hersteller auch etwas bedeckt. Egal, es funktioniert. Im Aufbau ist das Teil in etwa so kompliziert wie eine Nachttischlampe mit Dimmer. Lediglich einen Pegelregler gibt es, den Rest erledigt die Elektronik bzw. sein Funktionsprinzip. Dabei wirkt er über einen Bereich von ~20 – 150 Hz. Er muss also nicht auf eine Störfrequenz eingestellt werden, sondern arbeitet extrem breitbandig. Hier hat sich auch einmal Herr Anselm Goertz mit dem Ding beschäftigt.

    Der PSI ist in etwa so groß wie ein mittelgroßer Subwoofer und wird idealerweise in einer Raumecke aufgestellt.

    Hier ein Größenvergleich mit dem ~100 Liter HH-Resonator
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: forum_neue-akustik_-6.jpg Ansichten: 0 Größe: 461,6 KB ID: 40601


    Natürlich kann auch moderne Elektronik keine Wunderdinge vollbringen. Aber das kleine Ding hat eine enorme Wirkung im Tiefbass, die mit einem richtig großen Helmi vergleichbar wären. Allerdings können auch mit dem PSI noch Restschweinerein im Bass vorhanden sein.

    Die Messungen ergaben eine Restschweinerei bei knapp 80 Hz und irgendwo zw. 130 - 150 Hz Hz im neuen Raum. Zwar hat der PSI den Bereich schon bedämpft, aber da geht noch mehr. Also wurde die Stichsäge angesetzt, um den vorhandenen Helmi neu anzupassen.

    Im DIY-Projekt Helmholtzresonator findet ihr die Berechnungsdetails und Bauvorschläge. Die Berechnung (Theorie) und die Innenmessung (Praxis) waren auch nach dem Umbau fast deckungsgleich. Mit ~95 Liter Innenvolumen hat er bei ~78 Hz auch einen ordentlichen Wirkungsgrad mit geringem Eigenschwingverhalten.

    Für den Bereich 130 - 150 Hz startete das Bauprojekt Plattenschwinger, siehe hier.


    Hörcheck
    Ziel ist es, das insbesondere der Nachhall im Bass reduziert wird. Die Linearisierung des Frequenzganges steht dabei nicht ganz oben auf der Prio-Liste. Allerdings werden derbe Ausbrüche im Amplitudengang „von selbst“ etwas nivelliert. Der klangliche Unterschied ist nicht ganz einfach zu beschreiben.

    Es fällt auf, das beim Umherlaufen im Raum die Pegelunterschiede im Bass nicht mehr ganz so stark sind.

    Extrem tiefe Frequenzen wabern nicht mehr durch den ganzen Raum, sondern sind klar aus der Richtung der LS ortbar. Musikbeispiel: Oskar Peterson Trio – „You look good to me“, das allseits bekannte Bassintro. Während im unbehandelten Raum der Akustikbass vorne angezupft und von der Rückwand reflektiert wurde, ist jetzt im hinteren Bereich des Raumes fast Totenstille. Dadurch gewinnt der Bass an Ortbarkeit und Präzision.

    Das zieht sich durch alle Aufnahmen durch, die im Bass sehr präsent sind. Egal ob Joss Stone – „Sleep like a child“, Chris Jones – „Roadhouse and automobiles“ oder ein „kräftig“ abgemischtes Schlagzeug. Die Eindrücke sind immer vergleichbar. Das ganze Tiefbassgeschehen wandert mehr Richtung Bühne (Lautsprecher), gleichzeitig wird es „knackiger“ - nicht so aufgebläht - ohne dass der Tiefgang schwächlich wirkt.

    Ich habe auch den Eindruck, dass sog. Verdeckungseffekte (durch die nachwabernde Basswelle) reduziert werden, so dass der Tief-Mitteltonbereich an Präzision und „Schnelligkeit“ gewann.






    Die Messungen

    Zwei Bilder mit Wasserfalldiagramm. Sie zeigen das Nachschwingverhalten mit und ohne Absorber.

    OHNE Absorber

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Wasserfall ohne Absorber_links.JPG Ansichten: 0 Größe: 211,2 KB ID: 40602

    MIT Absorber
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Wasserfall mit Absorber_links.JPG Ansichten: 0 Größe: 194,0 KB ID: 40603


    Der Amplitudengang
    Die rote Linie ist ohne Absorber, die gelbe Linie mit Absorber (jeweils links/recht summiert). Hier ist eine Linearsierung des Amplitudenganges zw. 75 - 250 Hz erkennbar. Insbesondere der Bereich ~75 - 120 Hz erfuhr eine deutliche Veränderung.
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: mit_ohne Absorber summe.JPG Ansichten: 0 Größe: 33,2 KB ID: 40604



    Impulsantwort mit/ohne Absorber (rot = ohne Absorber, gelb = mit Absorber)
    Auch hier ist eine deutliche Veränderung erkennbar

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht  Name: Impulsantwort mit_ohne.JPG Ansichten: 0 Größe: 87,5 KB ID: 40605




    Was bleibt, ist ein Nachschwingen bei um die 30 Hz. Aber - meine persönliche Einstellung - bei 30 Hz stehen Aufwand/Baugröße und Nutzen in der Praxis im Wohnraum nicht im Verhältnis.

    Im Bereich ~90 – ~500 Hz schlummert noch Potenzial, allerdings sind das baulich schon recht große Objekte.

    Insgesamt gesehen ist es keine Studioakustik, wohl aber ein guter Kompromiss aus „sparsamen Einrichtungsstil“ und brauchbarer Akustik mit noch dezenten Akustikelementen.



    Nachtrag (zur Vollständigkeit)

    eingesetzt wurden

    Messmic: Behringer
    Softi: Audionet Carma
    Win10 Notebook
    RME Fireface UC
    Zuletzt geändert von nk; 21.11.2020, 11:54.
    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

    #2
    Tolles Projekt!
    Wie Du schön beschrieben hast, will man zuhause ja oft auch einen Kompromiss zwischen Optik und Klang.

    Auch bei mir haben Deckensegel einen unglaublich positiven Effekt auf die Raumakustik gehabt, das hat mich wirklich überrascht!

    Kommentar


      #3
      Harald,

      jo, das ist so mit dem Kompromiss. Es geht ja schon damit los, dass man fast immer mit asymmetrischer Akustik kämpft. Die Ursache dafür sind neben dem Grundriss auch Fenster und Nischen aber auch L-förmig aufgestellte Möbel, wie z. B. eine Sitzgruppe.

      Entweder man plant bereits am Zeichenbrett den optimalen Hörraum (muss dann aber damit rechnen, dass man sozial vereinsamt) oder man konzipiert einen Wohnraum. Alles, was dazwischen ist, erfordert Kompromisse.

      Die Decke wird oft sträflich vernachlässigt. Dabei wird vergessen, dass sie in den allermeisten Fällen die größte schallharte Fläche im Raum ist.

      Aber gerade so ein Deckensegel ist relativ einfach zu montieren und weniger auffällig als 70 cm dicke Bassabsorber in den Ecken. Wer handwerklich etwas begabt ist, kann so ein Deckensegel auch in ein Raumbeleuchtungskonzept einbinden. Dazu einfach LED-Stripes an der Decke nutzen, nur ein Beispiel.

      Norbert,
      der NUR den eigenen Ohren vertraut

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        #4
        Hallo Norbert,
        Die Hofa Akustiksegel machen ihre Sache gut und es gibt sie wie Du es wohl auch hast in 180 x 120, dann muss man nicht gleich mehrere kaufen .Dein Master und der Accuphase sind geblieben. Neu gekommen sind ein DAC von T&A (klingt für mich eine ganze Ecke entspannter als der RME) Der Computer wurde durch einen Innuos mit Roon getauscht, das hat auch viel gebracht. Jetzt ist erst einmal Ruhe mit Ausprobieren und Kaufen. Nehme mir alle paar Tage für 1-2 Stunden Zeit zum Musik hören. Habe eine schöne Frühlingszeit in der neuen Wohnung viele Grüße Jens

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          #5
          Hi Jens, schön, dass du mit der Kombi immer noch zufrieden bist. Aber der M1 und die ClassA bilden eine Symbiose, die wie die Faust auf's Auge passt.

          Ja, richtig, ich setze auch das Hofa-Deckensegel ein. Sind wirklich einfach anzubringen die Dinger und federleicht. Man muss halt beachtet, dass sie extrem druckempfindlich sind - also vorsichtig damit hantieren.
          Norbert,
          der NUR den eigenen Ohren vertraut

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            #6
            Hallo Norbert,

            das Hofa-Deckensegel kommt bei dir und wohl einigen Anderen zum Einsatz und funktioniert den Beschreibungen hier im Forum nach ja wohl sehr gut. Warum hast du/ ihr denn das Hofa-Segel gewählt und nicht etwa die sonst überall angebotenen Basotect-Segel in verschiedensten Ausführungen? Nach den Absorbtionsdiagrammen müssten die Basotect-Segel bei ähnlichen Dicken und Deckenabstand sogar noch etwas wirksamer im unteren Frequenzbereich sein, oder?

            So wie ich das erkennen kann auf deinen Bildern, hast du das Segel aktuell quer und nicht längs angebracht, oder? Auf einem älterem Bild - dachte ich zumindest - war es längs befestigt. Hast du das aus akustischen oder optischen Gründen geändert oder macht das gar keinen Unterschied? Um wieviel ms hat das Segel die Nachhallzeit in deinem Raum gesenkt? Gibt es noch andere wirksame Maßnahmen für den Hoch-/Mitteltonbereich?

            Viele Grüße
            Bernie



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              #7
              Hallo Bernie,

              die Längsausrichtung war in der alten Wohnung. Nach dem Umzug in die neue Wohnung mit dem neuen Sitzmöbel, passte optisch die "Querausrichtung" einfach besser.

              Ich hatte im Rahmen einer Hofa-Werbeaktion einen Gutschein bekommen, den ich damals einsetzte. Es war also keine "rein sachliche Entscheidung". Bei Absorbern dieser Art und Einsatzgebietes sind zwei Maße entscheidend: Die Dicke des Absorbers und der Abstand zur schallharten Grenzfläche (in meinem Fall also die Decke). Je dicker der Absorber und je größer der Abstand, desto tiefer die Einsatzfrequenz. Das Material spielt auch eine kleine Rolle, aber nicht in dem Maße, wie die beiden Kenngrößen. Die nächste Kenngröße ist natürlich die Fläche des Absorbers. Aber ich denke, das erklärt sich von selbst. Mittlerweile gibt's sehr wohnlich wirkende Absorber für Decke und Wände oder auch als Vorhänge für Fenster/Raumteiler. Es spricht nicht einmal etwas gegen ein DIY-Projekt, da das Prinzip recht einfach ist.

              Selbst die bekannten Baumärkte haben diese "Nische" entdeckt. Ich vermute mal, viele Mitmenschen haben erkannt, dass fast leere Wohnräume vielleicht toll aussehen, aber eine Sch...akustik haben.

              Ich hatte im neuen Raum keine vorher-/nachher Messung gemacht, wohl aber im alten Raum. Die Messungen von weiter oben sind im alten Wohnraum entstanden.

              Im Hoch-Mitteltonbereich muss man eigentlich gar nicht sooooo viel messen. Selbst Profis machen in dem Frequenzspektum den "Klatschtest". Ein kräftiger Händeklatscher zeigt dir ganz schnell, die Wirksamkeit der Maßnahmen. Der nächste Härtetest ist ein lauter geführtes Gespräch. Aber das gilt wirklich nur für den Mittel-Hochton, ab oberen Bass bis nach "ganz unten" wird's nicht ohne Messung gehen.

              Bei Absorbern im Hochtonbereich besteht vor lauter Euphorie sogar die Gefahr der Überdämpfung, deshalb hier nicht gleich auf einmal "in die Vollen" greifen, sondern lieber step-by-step.

              Neben der Absorbierung des Schalls, ist auch das "Zerstreuen" des Schalls ein überaus wirksames Mittel im Mittel-Hochtonbereich. Der Idealfall ist die Mischung aus Absorber und Diffusor. Neben professionellen Diffusoren (nur ein Beispiel) sind im heimischen Umfeld aber auch schon locker und unregelmäßig gefüllte Regale oder großblättrige Pflanzen sehr wirksame Diffusoren.

              Im Bassbereich hilft nur Masse/Größe oder Elektronik in Form sog. "aktiver Bassfallen".
              Zuletzt geändert von nk; 04.11.2023, 19:41.
              Norbert,
              der NUR den eigenen Ohren vertraut

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                #8
                Mir fiel noch was ein und hat nichts direkt mit der Akustik zu tun.....

                Egal ob Fertigdiffusor oder DIY-Absorber.... denkt bei der Montage - insbesondere auf einer Außenwand - an einen Abstand zur Wand zur Hinterlüftung. Ansonsten besteht die Gefahr der Schwitzwasserbildung und letztlich zur Schimmelbildung.
                Norbert,
                der NUR den eigenen Ohren vertraut

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