Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Premium-Baureihe: Aktiv vs. Passiv

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Premium-Baureihe: Aktiv vs. Passiv

    Welche Technik eingesetzt wurde, könnt ihr in der Einleitung des Besuches 2019 lesen.

    Die Hörsessions sollten klären, wie sich (und ob überhaupt) im A/B-Vergleich unter optimalen Bedingungen die passiven Varianten von ihren vollaktiven Geschwistern unterscheiden. Da zur Technik der einzelnen Baureihen und Modelle schon viel im Forum zu lesen ist, stürzen wir uns gleich ins Vergnügen.

    Sehr oft war die Aufgabenstellung: 22:00 Uhr, Mietshauspegel. Aber es wurde auch viel mit „vernünftigem“ HiFi-Pegel gehört, der in einigen kleineren Räumen schon als „deftig“ eingestuft werden kann. Wir loteten weder bei den Passiven noch bei den Vollaktiven den Grenzbereich bis ins Detail aus. Grund: Die Regelungen bei den aktiven Modellen reduzieren den Bass bei hohem Pegel, was zu keiner sinnvollen Aussage führt.

    Die Ergebnisse über die gesamte Premium-Baureihe ergaben bei allen Vergleichen keine signifikanten Unterschiede im Hochtonbereich. Auch die absolut geniale Raumabbildung aller Modelle ließ keine Rückschlüsse auf die Konzeption zu. Wie angetackert platzieren alle Modelle – egal ob passiv oder aktiv – die Künstler völlig losgelöst von den Membranen ganz exakt im Raum. Es ist absolute Spitzenklasse, wie die gesamte Premium-Baureihe die Rauminformationen an den Hörer überträgt. Mal zeigt sie ganz dezent einen kleinen Raum und beim nächsten Musiktitel eine beeindruckende Bühnenshow. Alle 6 Premium-Modelle beherrschen diese Disziplin aus dem Handgelenk.

    Ganz nebenbei ist natürlich das Thema „Grundrauschen“ bei allen drei Wireless-Modellen abgearbeitet worden. Ich konnte ganz zartes Rauschen aus dem LDR entnehmen, wenn ich unterhalb von 50 cm zum LS blieb. Alles was darüber lag, war für mich nicht mehr wahrnehmbar oder ging in den üblichen Umweltgeräuschen unter.


    Die Paarung Premium 301/Premium Wireless 301

    In der Abstimmung ist die passive Variante im Mitteltonbereich etwas präsenter. Je nach Aufnahme und Musikrichtung schlug das Pendel mal in Richtung passiv, mal in Richtung aktiv. Sehr deutlich wurde das gezeigt, als Trompetensoli ins Spiel kamen (Joe Wulf & The Gentlemen Of Swing – „I’m Singin In The Rain“). Hier war die passive Version bei der Trompete leicht „aggressiver“. Das brachte etwas mehr Liverealismus ein – das Instrument erschien näher zum Hörer. Rebecca Pidgeon - „Grandmother“ kam dafür etwas nasal rüber. Shemekia Copeland - „Promises Myself“ war über die Passive etwas vorlaut. Die aktive Variante spielte ehrlicher, neutraler. In der Tendenz sehe ich die aktive Version leicht im Vorteil. Aber ganz klar, in diesem Musikbereich (Frequenzspektrum) kann das Musikmaterial und auch der persönliche Geschmack entscheiden.

    Kein Wenn und Aber gab’s aber im Bassbereich. Hier kam ich zum ganz persönlichen Fazit, dass die aktive Variante ein größeres Gehäusevolumen aufweist als die passive Schwester. Das ist natürlich nicht der Fall, beide Systeme sind absolut identisch im Gehäuse. Und jetzt das wirklich Geniale - je leiser es wurde, desto stärker rückte die vollaktive 301 nach vorn. Die Umsetzung der pegelabhängigen Loudnesskorrektur ist fantastisch gelungen. Keine Effekthascherei, einfach nur tiefer runter. Egal, ob gezupfter Akustikbass, drückende Bassdrum, prügelnder E-Bass… die Wireless 301 wirkte immer eine halbe LS-Nummer größer. Wie selbstverständlich gleitet die Aktivistin immer einen ganzen Ton tiefer durch die Basswelt. Deutlich wurde das z. B. auf dem Flügel von Alexis Korner, der mit der linken Hand eine Tonlage tiefer gespielt wurde als über die Passive.

    Bei höherem Pegel (kein Grenzbereich) wird der Bass bei der Aktiven wieder zurückgenommen, ohne dass es einen merkbaren „Umschalteffekt“ oder Charakterwechsel gibt. Zwar waren mit zunehmendem Pegel die Unterschiede der Systemwelten im Bass etwas kleiner, die Tendenz bleibt bestehen. Der Bass geht bei der aktiven Variante tiefer – nicht einfach nur lauter. Jedenfalls solange die mechanische Grenze der Tiefton-Chassis nicht erreicht wird.


    Die Paarung Premium 501/Premium Wireless 501

    In der Mittellage und in den Höhen waren beide sehr ähnlich, die Unterschiede in den Gesangsstimmen waren nicht ganz so deutlich wie bei der 301-Paarung. Bei den 501ern gab es mehr oder weniger eine Pattsituation.

    Insgesamt gesehen sind die beiden 501er im Tiefgang eine andere Größe als die Bässe der 301. Die 501er sind Wahnsinns-Speaker. In Sachen Tiefgang sind die 501er eine Liga für sich, wenn Baugröße und Tiefgang in Relation gesetzt werden und man mit leichten Pegelabstrichen klar kommt. Dabei setzte sich die Aktivistin aber noch weiter ab, da bei ihr die Loudness-Korrektur aufpeppt (prinzipiell vergleichbar zur 301). Die Wireless 501 ist im Bass-Bereich ein Überflieger bei der Aufgabe: „22:00 Mietshauspegel“. Da sind richtig tiefe Töne, da ist richtig Substanz in der Musikdarbietung und das alles hochkultiviert und präzise.

    Je nach Musikmaterial und zum Teil sehr leiser Wiedergabe wirkte die passive Version ein klein wenig lustlos (z. B. Rod Stewart – “People Get Ready“). Die Aktive machte dagegen selbst bei sehr niedrigem Pegel einfach nur Spaß und regte zum Mitsummen an. Beim Umschalten hatte ich manchmal den Eindruck, dass die Passive beim Bass gelegentlich einfach ein paar Töne übersah.

    In Grenzen sind sogar Partypegel möglich. Cameo und ihr alter Dancefloor-Funk-Kracher „Word Up“ sorgte für ein beeindruckendes Bass-Mitswing-Gefühl. Die Aktive machte das mit mehr Druck und legte im Bass eine härtere Gangart ein. Technisch erklären kann man dieses „härter“ nicht, da Gehäuse und Chassis bei beiden Konzepten identisch sind. Vielleicht ist das mehr so ein gehörmäßiges Empfinden, da der Bass bei gleicher Präzision tiefer geht als bei der passiven Schwester. ... ein Erklärungsversuch ist schwer.

    Theorie und Praxis waren im Einklang als wir die beiden mittleren Modelle auch mal unter „Volldampf“ (und nicht mehr artgerecht) hörten. Das Ergebnis kann ganz kurz gehalten werden: Die Passive bleibt tief, kommt aber in die Kompression. Die Aktive nimmt sich im Bass zurück, bleibt aber „sauberer“.


    Meine ganz persönliche Empfehlung mit meinem eigenen Hörgeschmack
    Die Situation: Ein Zimmer um die 20 m², Mietshaus, Musikgenuss um 22:00 Uhr, ~2,5 Meter Hörabstand. Welchen der beiden LS (Premium Wireless 301/501) sollte man nehmen?

    Das ist relativ einfach zu beantworten. Wer eine Regalaufstellung/Wandmontage benötigt, kommt sowieso nicht an der 301 vorbei. Wer überlegt, die 301 frei auf einem Ständer zu platzieren, sollte sich die Sache sehr genau überlegen. Es muss noch ein LS-Ständer beschafft werden. Wenn die 301 dann auf dem Ständer steht, hat sie gegenüber der 501 keinen Platzvorteil. Gleichzeitig verfügt die 501 über die gleichen superben Eigenschaften bei der Raumabbildung wie die 301 und geht im Bass tiefer runter.


    Die Paarung Premium 701/Premium Wireless 701

    Die 701 ist ein Underdog, bildhübsch mit den idealen Proportionen – und hat’s durch den überwältigenden Klang faustdick hinter den Ohren.

    Schon bei der Vorstellung der 701 mit dem großen LDR fiel mir die fantastische Räumlichkeit, diese unglaublich feingeistige, niemals nervende und hochmusikalische Wiedergabe auf.

    Alle Eigenschaften finden sich auch in der aktiven 701 wieder. Und genau wie bei den kleineren Modellen, legte die Aktive im Tiefton eine sportlichere Gangart oben d’rauf.

    Über die Wireless 701 einfach nur zum Dahinschmelzen schön: Eddie Cotton – „No Love Back“. Da ist dieser furztrockene Bass und die etwas gepresste und knödelnde Stimme von Eddie, was die kabellose 701 wunderbar leichtfüßig darbietet und gleichzeitig hochpräzise analysiert - das alles sogar bei knapp Zimmerlautstärke.

    Sehr schwer aufzudröseln: The Persuasions – „Come Together“. Für beide 701er war das alles kein Problem. Die damals 5-köpfige Gesangsgruppe wird bis ins Detail gezeigt und zentimetergenau zwischen den Boxen aufgestellt. Allerdings hatte die Bass-Stimme über die kabelbefreite 701 mehr Brustkorb und summte tiefer – ohne aufzudicken oder unnatürlich groß zu werden.

    Selbst vor forderndem Bluesrock mit „höherem“ Pegel schreckt die 701 nicht zurück. Nicht ganz „highendig“ in der Aufnahmetechnik… aber was für eine Stimme: Dana Fuchs – „Ready To Rise“. Die Wireless 701 lässt die Gitarren winseln, schleudert den Bass auf einen zu und Dana singt sich die Seele aus dem Hals.

    Die Wireless 701 beherrscht alle Gangarten.


    Geht das oder spinne ich total…? Aber die beeindruckende Vorstellung der aktiven 701 fordert eine absolute Platzbestimmung innerhalb der PIEGA-Welt bei den Standboxen ein. Also wurde die Coax 511 an die T&A-Endstufe angeklemmt. Zumindest besteht in der Baugröße zwischen den beiden eine kleine Ähnlichkeit.

    Wie es sich gehört, fingen wir sehr leise an. Und jetzt gab es einen handfesten Familienkrach der beiden Protagonisten, denn die aktive 701 trampelte der 511 gehörig auf die Füße. Die Loudness-Korrektur sorgte dafür, dass Kurt und ich tief schlucken mussten. Wir überlegten, wie das Gehörte einzuordnen ist. Während im Bassbereich die 701 auf Ohrenhöhe mit der Coax 511 war, gab es leichte Differenzen im Hoch-Mittel-Bereich. Aber diese waren nicht kriegsentscheidend. Bei der Aufgabenstellung „überwiegend sehr leise“ ergibt es keinen Sinn, eine Coax 511 der Wireless 701 vorzuziehen.

    Das ändert sich aber mit jedem dB mehr Pegel und so ungefähr und pi mal Daumen bei knapp 70 dB am Hörplatz schlug dann die Coax 511 gnadenlos zu. Unabhängig von der Aufgabenstellung, zog die 511 unerbittlich an der 701 vorbei. Egal, ob im Tiefgang, Durchzeichnung im Bass oder das Impulsverhalten der Basstreiber, die passive Coax 511 war der aktiven Premium 701 entrückt.

    Auch der Mitteltonbereich war eine andere Liga. Hier zeigt sich die absolute Ausnahmeposition des Coax-Strahlers. Es standen zwei Alexis Korner im Raum, es waren zwei Constanze Friend anwesend. Zwischen den beiden LS entstehen komplett andere Klangfarben im oberen Grundtonbereich mit großartiger Geschmeidigkeit. Die Mittellagen der 511 waren völlig entkrampft mit unschlagbarer Detailinformation. Die Saiten vom Flügel perlten einfach nur so durch den Hörraum. Der große LDR-Hochtöner versuchte noch zu retten, was zu retten ist und dröselte den Hochton feinfühlig, niemals übertrieben und auf Coax-Niveau auseinander. Chapeau, der große LDR ist ein Ausnahmehochtöner.

    Die Gesamtaufgabe war zu schwer für die 701. Drei Titel reichten aus, um die Welt wieder in die richtige Lage zu bringen. Das schmälert aber auf keinen Fall die aktive 701. Ganz im Gegenteil, denn allein die Idee, auf Grund ihrer Gesamtperformance einen Vergleich mit der Coax 511 zu machen, belegt, wie gut die Premium Wireless 701 ist.

    Und nochmals zur Erinnerung: Wer darauf einen sehr hohen Wert legen muss, dass auch um 22:00 Uhr im Mietshaus noch Musik genossen werden kann, während im Nachbarzimmer die Kinder schlafen, musste bisher entweder zum Kopfhörer greifen - oder kann jetzt auch die Premium Wireless 701 einsetzen.

    Fazit: HighEnd über LS im Nacht-Leisemodus? Doch das geht – die Lösung heißt Premium Wireless 701. Laut geht natürlich auch. Ist die passive 701 schon ein toller LS, so ist die Wireless 701 noch besser. Dabei sind nicht einmal ein großer Gerätepark und armdicke Kabelstränge erforderlich.


    Die Philosophie

    Was ist jetzt für wen
    oder
    lohnt ein Umstieg von Passiv auf Aktiv
    oder
    doch lieber die klassische Verstärker-LS-Kombi?

    Wir hatten natürlich im Rahmen des Besuches unglaublich viel diskutiert und philosophiert. Aber ich denke mal, so wirklich gibt’s da, was die ganze Elektronik angeht, keine Schwarz-/Weiß-Antwort. Vielleicht muss man das anders angehen und die Frage stellen: „Was ist vorhanden und was soll zukünftig genutzt werden?“

    Wer schon einen sehr ordentlichen Amp besitzt, sollte sich einen Umstieg genauestens überlegen. Unter Umständen (ja nach Raum, Geschmack und Hörgewohnheiten) kommt er im klanglichen Ergebnis vielleicht weiter, wenn er beim LS „eine Klasse höher“ kauft, siehe z. B. den Vergleich Wireless 701 vs. Coax 511.

    Das gilt natürlich auch „andersrum“. Die Coax 511 ist schon vorhanden, da würde sich bei Bedarf eher ein neuer Amp anbieten, als auf die Premium Wireless zu wechseln.


    „Kleine, schnuckelige Anlage“. Hier gibt’s die Option, eine passive Box über einen All-In-One zu betreiben, was für die Vinyl-/CD-Fraktion interessant werden könnte. Manche dieser All-In-One haben auch eine BT-Schnittstelle, so dass auch dort die Möglichkeit besteht, mit Handy & Co. Musik zu hören. Leider gibt’s nicht so viele kleine All-In-One-Geräte OHNE Endstufen, dafür mit geregeltem Line-Out, um die Premium-Wireless optimal zu betreiben.

    Steht „Wireless-LS“ ganz oben auf der eigenen Prio-Liste, ist die Eingangsfrage sowieso überflüssig. Das geht (sinnvoll) nur über die aktive Schiene.

    All diejenigen, die einen sehr großen Wert auf Geräteverschlankung/Minimalismus legen, haben mit den Premium-Wireless ein bildhübsches und super klingendes PIEGA-System zur Auswahl.

    Oder alles auf einen ganz einfachen Nenner gebracht: Wer die Wahl hat, hat die Qual.


    Wenn die Gitter d'rauf sind, können wahrscheinlich nur PIEGA-Fans die beiden unterscheiden
    Premium Wirelss 701 (jeweils rechts, mit dem Ausleger am Sockel) und die Coax 511 (jeweils links, ohne Ausleger am Sockel)
    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: piega_2019__05.jpg
Ansichten: 1296
Größe: 1,08 MB
ID: 40095



    Zur Übersicht Besuch 2019
    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

    #2
    Sehr spannend, danke! Die aktive 701 hat mein Interesse geweckt.
    Zimmerlautstärke ist, wenn ich die Musik in allen Zimmern gut hören kann.

    Kommentar


      #3
      Um uns nicht im Rauschproblem zu verheddern und damit der Vergleich - insbesondere für PIEGA-Neulinge - allgemeinere Fragen zu den beiden Systemwelten übersichtlich lässt, habe ich die Rauschproblematik abgekoppelt und hier hin verschoben.
      Norbert,
      der NUR den eigenen Ohren vertraut

      Kommentar

      Lädt...
      X