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Neue Chassis (Coax, MOM-Bass)

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    Neue Chassis (Coax, MOM-Bass)

    Die Überarbeitung einer Legende

    Im Jahre 2000 wurde nicht nur das neue Millennium eingeläutet, sondern die Lautsprecherwelt bekam das erste magnetostatische Mittel-Hochton-Chassis in koaxialer Anordnung. Dieses System wurde aus dem Nichts heraus von der Fachwelt und von der HiFi-Gemeinde als eines der besten Hoch-Mittel-Systeme der Welt eingestuft und fand seine erste Anwendung in der ehrwürdigen C40.

    PIEGA verstand es aber, die Systemeigenschaften fast 1:1 auf ein kleineres Coax-Chassis zu adaptieren. Der „Coax“, wie dieses Chassis von den Fans genannt wird, konnte sich so einen größeren Käuferkreis erschließen. Denn vor allem das große Chassis ist nicht nur sehr gut, sondern auch richtig teuer, weil die Herstellung in Handarbeit sehr zeitintensiv ist.

    Beide Chassis, die intern C1 und C2 genannt werden, waren von Anfang an so gut, dass Weiterentwicklungen nur in kleinsten Schritten erfolgten. Dazu gehörte z. B. die Verklebetechnik der Magnetstäbe auf der Trägerplatte.

    Ich glaube, jetzt kann ich es verraten… Kurt bastelte vor einigen Jahren auch an einem noch größeren System. Die Folie hatte ungefähr die Größe eines DIN-A4-Blattes und war optisch schon sehr beeindruckend. Das Kuriose war, dass der Prototyp zwar von Anfang an funktionierte und auch prima Messergebnisse aufwies, das es sich aber akustisch nicht so auswirkte wie erhofft. Herstellungsaufwand, Kosten und Nutzen waren nicht zu verantworten und so landete das Teil im „Museums-Regal“.

    Somit blieb es beim C1 und dem C2 - und wenn sie nicht gestorben sind…. So enden zwar Märchen, aber in der Technik bedeutet Stillstand Rückschritt. Oder nach Philip Rosenthal: „Wer aufhört, besser zu werden, hat aufgehört, gut zu sein“.

    Nach rund 15 Jahren muss etwas Neues – aber Bewährtes her. Und so stellte Kurt alle Bauteile beider Coax-Chassis auf den Prüfstein. Viele Neuerungen sind erst „heute“ machbar, da sich im Laufe der Jahre natürlich auch andere Technologien weiterentwickelt haben. So wurde z. B. die Verklebe- oder die Ätztechnik auf der Folie bei den Zulieferern vorangetrieben. Am Erscheinungsbild gab es nichts zu verbessern, die geometrischen Größenverhältnisse der Folien sind optimal. Der Hochtöner wird weiterhin von der Mittelton-Folie umschlossen, so dass sich der Coax in seiner optischen Einmaligkeit nicht verändert.

    Kurt optimierte nahezu jedes Bauteil. Neben einem neuen Trägermaterial (die „Folie“) und neuem Magnetmaterial gab es ein verändertes Leiterbahnlayout. Daraus erfolgte zwangsläufig eine veränderte Geometrie der Polplatten. Dazu kam eine weiterentwickelte Klebetechnik plus zusätzlicher Bedämpfung der vorderen Polplatte. Im Prinzip: ein Neubau.

    Abgesehen einmal von einem extrem hohen Wirkungsgrad zeichnet sich das neue Chassis durch einen schnurgeraden Amplitudengang aus. Im Wohnzimmer ist das schön, aber der Techniker liest aus dem glatten Amplitudengang eines einzelnen Chassis noch viel mehr. Denn der glatte Amplitudengang ohne „Ripples“ (kurze, aber ausgeprägte Abweichungen im Amplitudengang) eines Chassis ist ein Hinweis darauf, dass das System frei von Resonanzen, unerwünschten Reflexionen, Partialschwingungen und ähnlichen Schweinereien ist, die später wieder in irgendeiner Form kompensiert werden müssen.

    Ohne DSP oder irgendwelche Tricks zog der Prototyp des neuen „großen“ Coax in einem Versuchsträger einen Frequenzgang auf’s Papier, der wohl als Werbefake eingestuft werden könnte. Er war wie mit der Wasserwaage linealglatt gezeichnet. Kurt schickte mir sogar Messdiagramme. Zuerst dachte ich, das wären seine Zielvorgaben, aber es waren tatsächlich die realen Messwerte des neuen Coax-Chassis.

    Obwohl die „alten“ Chassis bereits absolute Highlights im LS-Bau waren, sind die neuen Modelle in allen wichtigen Punkten verbessert worden. Dazu zählen: Impulsverhalten, Klirr, Wirkungsgrad und Amplitudengang.

    Zu meinem Besuch war der neue kleine Coax noch nicht als hörbarer Prototyp verfügbar, den großen Coax gibt es in einer ersten Version in einem sehr ungewöhnlichen Versuchsträger.

    An beiden Chassis ist Kurt „noch dran“ und er will die vordere Polplatte noch weiter optimieren.

    Weil es jetzt garantiert einigen unter den Nägeln brennt… Leider, das steht jetzt schon fest: Ein Update älterer Modelle auf die neuen Coax-Chassis wird nicht möglich sein.


    Die neuen MOM-Bässe

    Ähnlich wie beim Coax-Chassis sind die MOM-Bässe im Wesentlichen Neuentwicklungen. Hauptziel war es, die Transienteneigenschaft zu verbessern.

    Für die nicht so Technikaffinen: Die Transienten beschreiben das Einschwingverhalten eines Lautsprechersystems und sie sind von größter Wichtigkeit für die Klangentstehung. Ohne saubere oder gar fehlende Transienten ist an HiFi nicht zu denken. Viele Wissenschaftler und Techniker stufen die Transienten höher ein als einen geraden Amplitudengang.

    Dieses „erste Einschwingen“ bei einem Signal ist so wichtig, dass unser Ohr nicht einmal in der Lage wäre, ein Cello von einer Geige zu unterscheiden, wenn die ersten Sekundenbruchteile eines Signals fehlten! An dieser Stelle auch noch einmal der Hinweis auf das Gehäusekonzept, das einen wesentlichen Anteil an der Transientenabbildung des Gesamtsystems hat.

    Daneben sollten der Klirrgrad, das dynamische Verhalten und der Wirkungsgrad der Chassis verbessert werden. Alle Zielvorgaben wurden erreicht, so dass die neuen MOM-Bässe mehr als nur eine zarte Weiterentwicklung sind.

    Im Prinzip wurde das gesamte Chassis neu entwickelt, angefangen von der Spule über die Magnete bis hin zur Membran und der Sicke. Das System kann gewaltige Hübe vollziehen, so dass sich weitere Zwangsmaßnahmen in Sachen Käfig-Stabilität und Ventilierung ergaben. Um die gewaltigen Hübe „ohne Bremse“ durchführen zu können, müssen Sicke und Zentrierspinne hochelastisch sein. Gleichzeitig müssen aber Taumelbewegungen der Aluminiummembran verhindert werden.

    Die Alu-Membran ist – wie sollte es anders sein – leicht und steif. Sie erhält eine mattschwarze Beschichtung, die aber einzig und allein aus optischen Gründen aufgebracht wird.

    Wer auf dem Bildchen ganz genau hinsieht, erkennt die Schwingspule, die ein ganzes Stück aus dem Magneten ragt. Eine Maßnahme, die dem gewaltigen Hub des Chassis Rechnung trägt.

    Klicke auf die Grafik für eine vergrößerte Ansicht

Name: MOM-bass.jpg
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Größe: 344,4 KB
ID: 35321

    Aus praktischen Gründen wird es nur noch ein 6“- und ein 8“- Chassis geben, welche aber beide einen Nachteil haben. Auf Grund ihrer Auslegung (erfasst durch die Thiele-Small-Parameter) ist ein Einsatz in 2-Wege-PIEGA-Boxen nicht möglich.

    In ganz simpler Form: Für die Zukunft können die Neuerungen eingesetzt werden, um die LS kleiner zu bauen, ohne dass Einschränkungen im Bass erkennbar werden. Oder aber bei gleicher Gehäusegröße kann eine bessere Bassperformance erreicht werden.

    Zum Besuch 2015
    Zuletzt geändert von nk; 06.09.2015, 20:22.
    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut
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