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Raummoden - Gegenmaßnahmen

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    Raummoden - Gegenmaßnahmen

    Hier ein paar grundsätzliche Überlegungen zum Thema Raummoden und ihre Bekämpfung mittels eines Helmholtzresonators. Mir schwirrt ja immer noch diese Idee im Kopf rum, ob ich mich in der „motorradlosen“ Jahreszeit an das Projekt heranmache. Da ist aber noch nichts endgültiges entschieden. Trotzdem möchte ich Euch mal ein paar Grundsatzgedanken zu diesem Gebiet schon einmal jetzt übermitteln. Vielleicht gibt’s ja noch andere Interessierte, denen ähnliches im Kopf spukt.

    Raummoden?
    Raummoden entstehen durch Schallreflexionen an den Wänden, Decken und Fußboden. Während im allgemeinen Sprachgebrauch im Hoch-Mitteltonbereich von Hall gesprochen wird, spricht man im Bassbereich von Raummoden. Hall und Raummoden sind im Ursprung identisch, es sind in den Raum reflektierte Schallwellen, die sich mit dem Direktschall vermischen. Sie sind somit in JEDEM Raum vorhanden. Im Bassbereich – also bei den Raummoden – ist die Ausprägung einzig und allein durch den Grundriss des Zimmers vorgegeben. Da diese Überlagerungen in mathematische Formeln passen, kann man das sogar berechnen. Im i-net schwirren jede Menge Formeln rum, wie man diese Störfrequenzen berechnet. Allerdings gehen diese Berechnungen natürlich immer vom „Idealzustand“ aus.

    Es gibt Stellen im Raum, wo sich durch Wellenüberlagerung der Bass stark erhöhen oder abschwächen kann. Dabei sind Abweichungen von +/- 20 dB und mehr nichts außergewöhnliches! Wer eine Test-CD hat, kann einfach mal einen Basston über die Anlage spielen und dann durchs Zimmer laufen. Zwischen extrem laut und extrem leise ist alles vorhanden.

    Kurz zusammengefasst:
    Raummoden entstehen durch zurückgeworfene Schallwellen – also Hall-Echo-Nachhall. Dabei gibt es eine grundsätzliche Regel im Kampf gegen diese Überlagerung:

    - Im Hoch-Mitteltonbereich kämpfen wir mit Materialien dagegen an,
    - im Bassbereich mit dem Grundriss, dem Aufstellort und der Sitzposition

    Den Grundriss können wir kaum verändern, Standortveränderungen sind auch nur im begrenzten Maß möglich, da wir ja auch noch auf das Stereodreieck achten müssen. Wir müssen andere Lösungen finden und da hilft uns ein Arbeitsprinzip, das sich sonst eigentlich der Lautsprecherbauer zu Nutze macht. Ein Resonator. Ein Resonator für unsere Zwecke ist nichts weiter als eine Kiste, in der wir eine Luftsäule in eine Resonanzfrequenz bringen.


    Was ist eigentlich die Resonanzfrequenz?
    Eine Resonanzfrequenz tritt bei allen Systemen auf, die aus zwei Energiespeicher bestehen. Also zum Beispiel ein Feder-Masse-System und ein zweites System, was es antreibt.

    Den Versuch kann man am Schreibtisch durchführen. Man benötigt ein paar lange „Schnippgummis“, 2 oder 3 Kugelschreiber und einen Finger (letzterer kann montiert bleiben). Dabei stellen die Gummis natürlich die Feder und die Kulis die Masse dar (Feder-Masse-System). Mit dem Finger wird eine Schwingung erzeugt (die Energiezufuhr).

    Man hängt einen Kuli in einen Schnippgummi und diesen wiederum hängt man an den (montierten) Finger. Durch auf- und abbewegen des Fingers schwingt natürlich unser Feder-Masse System mit. Je nach „Wackelbewegung“ beobachten wir aber, dass das Feder-Masse-System aus dem „Schwingungstakt“ des Fingers kommt. Irgendwann kommt der Punkt, da bewegt sich der Kugelschreiber genau entgegengesetzt = gegenphasig. Da ist sie, die Resonanzfrequenz! Wir können Einfluss darauf nehmen, in dem wir die Feder durch weitere Gummiringe verändern oder die Masse durch einen zweiten Kuli erhöhen.

    Jetzt müssen wir diesen HighTech-Versuch auf unseren Resonator projezieren. Die Federsteifigkeit (Schnippgummi) ergibt sich aus dem Luftpolster, dass sich im innern der Kiste befindet. Die Masse (Kugelschreiber) ergibt sich aus der „Luftmasse“, die im Resonanzrohr ist. Der „Antrieb“ (Finger) dieses Feder-Masse-System erfolgt aus der störenden Schallwelle.

    Schwingt der Resonator mit seiner Resonanzfrequenz „erzeugt“ er praktisch eine gegenphasige „Schallquelle“. Da das „ausgehende Signal“ vom Resonator gegenphasig ist, wird die Ursprungsquelle gelöscht/abgeschwächt und kann nicht mehr mit der ursprünglichen Intensität in den Raum zurückgeworfen werden, um dort zu verfälschen. Ganz simpel ausgedrückt wird ein Schall mit einem anderen Schall bekämpft.

    Soweit das Wirkprinzip.

    Zuletzt geändert von nk; 09.09.2007, 11:04.
    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

    #2
    Nachdem die Grundlagen geklärt sind, können wir uns ein paar grobe Überlegungen zum Bau machen.

    Wie soll so ein Resonator aber aussehen, wo wirkt er am Besten, wie „tarnt“ man ihn?

    Die schlechte Nachricht: Klein ist so ein Ding nicht.
    Die gute Nachricht. Wie er gestaltet wird, ist egal.

    Damit er möglichst effektiv arbeitet, muss er groß sein. Unter 100 Liter Innenvolumen sollte man gar nicht erst in Angriff nehmen, da wir ja auch einen gewissen Wirkungsgrad benötigen. Und dieser Wirkungsgrad ist vom Innenvolumen abhängig. Er sollte natürlich dort stehen, wo eine Erhöhung des Basspegel stark ausgeprägt ist. Da haben wir aber Glück, in der Regel ist das eine Raumecke oder an einer Wand. Daraus ergibt sich, dass wir in den Dimensionen ziemlich frei agieren können und so der Resonator eigentlich ganz gut in ein Zimmer integriert werden kann (halbwegs).

    Gehen wir einmal von einem 200-Liter-Resonator aus. Bei 200 Liter Innenvolumen kann ein Kasten gebaut werden mit dem Innenmaß: 200 cm x 100 cm x 10 cm. Dadurch passt er von der Höhe ins Zimmer und trägt nicht zu „dick“ auf, wenn er an der Wand steht. Da er bemalt, bespannt, tapeziert, furniert, lackiert.....werden kann, gibt’s da auch keine größeren Probleme. Bespannt man das Ding mit Steinwolle und darüber einem Stoff, schlägt man sogar zwei Fliegen mit einer Klappe. Absorber für den Hoch-Mittelton, Resonator für den Bass. Natürlich können auch kleine Halbkugeln oder Pyramiden aufgeklebt werden, um einen Diffusor zu erhalten. Der Fantasie sind da keine Grenzen gesetzt. Eine Vorgabe muss aber eingehalten werden. Die „Tunnelöffnungen“ des Resonators müssen frei bleiben, damit unsere Luftsäule ungehindert schwingen kann. Auch um das Resonazrohr herum, sollte alles „frei schwingen“ können. Im Prinzip wird nichts weiter als ein großer, luftdichter Kasten mit einem oder mehreren Löchern gebaut, die Oberflächengestaltung ist egal.


    Kurz zur Alternative, dem Plattenschwinger. Seine Wirkweise liegt darin, dass eine große Platte in Schwingung versetzt wird. Die Energie für die Erzeugung der Plattenschwingung wird der störenden Schallwelle „entnommen“. Vom Prinzip her einfacher zu bauen als ein Helmholtzresonator, steckt im Detail das Problem. Es reicht ein Rahmen von 10 – 15 cm Höhe, der auf einer schallharten Wand montiert wird (ideal ist eine Steinwand). Der Rahmen erhält Polstermaterial, dass sich aber nicht mit der schwingenden Frontplatte berühren sollte. Auf dem Rahmen wird die „Schwingplatte“ befestigt. Natürlich alles 100% luftdicht.

    Die Abstimmung ergibt sich aus der erforderlichen Resonanzfrequenz und dem Material und der Masse der Schwingplatte. Daher findet man auch keine generell anzuwendende Berechnungsformel, da die beiden Kriterien „Material und Masse“ berücksichtigt werden müssen. Es gibt moderne Verbundstoffe, die sehr leicht sind, sich aber fast nicht biegen. Ebenso hat eine Sperrholzplatte vollig andere Biegeeigenschaften als eine Spanplatte. Im Internet schwirren eine ganze Menge Bauvorschläge rum, die für die verwendeten Materialien und Frequenzen schon berechnet sind. Das Problem im Detail ist, dass man nicht einfach mal mit Deckenfarbe oder Stoffbespannung was verändern kann, da wir ja mit der Veränderung der Oberfläche gleichzeitig auch die Masse verändern und somit das Berechnungsergebnis nicht mehr stimmt. Jetzt wird es vielleicht klar, warum manchmal Rigipswände/Zwischendecken wie Plattenschwinger wirken. Es ist durchaus möglich, dass eine Rigipsplatte durch den Bass in Schwingung versetzt wird und somit der Schallwelle die Energie entzieht. Ob dies an „gewollter“ oder „ungewollter“ Frequenz geschieht, ist aber ein Zufallsprodukt.

    Einige Akustiker sind der Meinung, dass der Plattenschwinger im Tiefbass effektiver arbeitet. Mag sein, für ein Selbstbauprojekt mit viel Gestaltungsspielraum, um eine optimale Wohnraumintegration zu erhalten, bietet der Helmholtzresonator wesentlich mehr Möglichkeiten.


    Oben schrieb ich ja, dass man einiges berechnen soll. Das schöne in der heutigen Zeit ist ja, dass man nicht mehr rechnen muss, man muss nur wissen, wo was eingetragen wird.

    Hier gibt’s eine i-net-site, auf der man ein kleines Programm kostenlos erhält. Mit diesem Programm kann man Helmholtzresonatoren, Plattenschwinger, Raummoden usw. berechnen. Außerdem ist ein kleiner Soundgenerator dabei, um sich Testtöne zu generieren, die dann als *.wav auf dem PC abgelegt werden.

    Besser als rechnen ist aber eine Messung. Für unsere Hobbyzwecke ist das nicht einmal schwer. Der Vorteil dabei ist, dass wir keinen theoretisch ermittelten, sondern den wirklich vorhandenen Wert erhalten. Denn durch Aufstellort der LS, Bassqualität der LS, Baumaterialien, Einrichtung, goße Schränke, Sofas, Dachschrägen, Gauben, Nischen, Wanddurchbrüche usw. werden die errechneten Werte oftmals verfälscht.

    Wie misst man das?
    Man benötigt einen Schallpegelmesser, z. B. so einen. Baugleiche oder ähnliche Teile gibt’s auch bei verschiedenen Elektronikversendern. Und man benötigt Messtöne. Im Idealfall brennt man sich eine CD, auf der Sinustöne im 5-Hz Abstand sind, beginnend bei 20 Hz. Bis 200 Hz reicht aus. Auf einigen Heft-CD waren auch schon für diesen Zweck Messtöne vorhanden. Oder aber man nutzt den kleinen Audiogenerator aus dem o. a. Programm. Der Schallpegelmesser wird auf den Hörplatz gestellt (kleines Fotostativ)

    Nacheinander werden die Testtöne abgespielt und der Schallpegelmesser beobachtet. Wer sich mit Excel auskennt, kann die abgelesenen Werte in eine Tabelle eintragen und daraus ein Diagramm erstellen. Man sieht ganz schnell, dass im Bass eine lineare Wiedergabe nicht vorhanden ist. Uns interessiert der Maximalpegel am Gerät und bei welcher Frequenz er auftaucht. Schlägt der Pegel deutlich über „normal“ aus, ist das die Störfrequenz. Aufgemalt würde dieser deutliche Pegelanstieg einen kräftigen Buckel im Frequenzgang bedeuten.

    Oftmals erkennt man zwei „Buckel“, die stehen wahrscheinlich im direkten Zusammenhang. Meistens liegt der zweite Buckel bei der doppelten Frequenz. Also 1. Buckel bei 40 Hz, 2. Buckel bei 80 Hz. Es reicht mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit den Buckel bei 40 Hz glattzubügeln.


    Wo liegen die Grenzen in diesem Verfahren?
    Ganz einfach. Kann unser Resonator den Pegel nur um 6 dB korrigieren, lag aber die Störung bei 20 dB, müssen weitere Resonatoren her. Und wir können den Resonator nur auf eine Frequenz abstimmen, was aber meistens ausreicht. Müssen mehrere Resonanzfrequenzen beeinflusst werden, werden weitere Kisten benötigt.



    An dieser Stelle wieder der Hinweis auf das DBA, also mind. 4 Subwoofer. Denn diese Aufbauvariante „saugt“ alle Frequenzen die von den vorderen Subwoofern abgestrahlt werden an der Rückseite auf, so dass diese nicht mehr in den Raum reflektiert werden.



    Mit diesem Wissen im Hinterkopf haben wir erst einmal die Grundlagen betrachtet. Falls ich mich zu dem Projekt durchringe, geht’s weiter mit einer Beschreibung über den Bau, Details in der Konstruktion und das klangliche Ergebnis.
    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

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      #3
      Hallo Norbert,
      Sehr interessante Erläuterungen!
      Von mitschlabbernden Leichtbauwänden kann ich ein Lied singen! Bei mir ist die Wand hinter dem Hörplatz so ein Problemfall. Kennst du Tricks, wie man eine solche Wand beruhigen kann? (Auf der anderen Seite wäre Bastelpotential vorhanden, d.h. es würde dort optisch nicht stören) Müsste aber wieder entfernbar sein ;-)

      PS: Danke für die Weiterbearbeitung der FAQ! Eine sehr praktische Uebersicht. Schön dass auch der Humor nicht zu kurz kommt! Auf die Weiterentwicklung der Raumsimulierungskugel warte ich gespannt


      Gruss Stefan

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        #4
        Schon vor langer Zeit machte ich mir darüber Gedanken. Glücklicherweise kam ich nicht in die Verlegenheit. Unser jetziges Wohnzimmer hat Betonwände der härtesten Sorte. Nachteil.. mal "schnell" ein Bild anhängen ist eine größere Aktion mit pneumatischem Bohrhammer.

        Ich muss eingestehen, dass ich da auch keine vernünftige Idee habe. :( Insbesondere, wenn alles rückbaubar sein muss. Vielleicht kannst Du eine "Blindwand" aus Gasbetonsteinen davor setzen. Die sind leicht und stabil. Insgesamt ist das aber keine leichte Aufgabe.
        Norbert,
        der NUR den eigenen Ohren vertraut

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          #5
          Raummoden

          Hallo Norbert,

          vielen Dank für Deine sehr gute Beschreibung der Raummoden nebst Auswirkungen.

          Wer sich einmal mit dem Thema 'Raumakustik' aktiv beschäftigt hat, wird seine Prioritäten bezüglich 'Optimierung der HIFI Anlage' sehr schnell und überzeugend neu ordnen.

          Neu motiviert durch Deine Beschreibung habe ich mir nochmals eine CD, diesmal mit kleinen Freqenzschritten um die kritischen, bereits schon bekannten Raummoden angefertigt.
          Bei mir liegt eine sehr deutliche Überhöhung am Hörplatz bei 68Hz. Bei dieser Frequenz führen selbst Kopfbewegungen (längs) von ca. 50-60 cm (~ lambda / 8 ) zu starken Lautstärkeänderungen.
          Als nächsten Schritt werde ich meine Frau gaaanz vorsichtig in dieses Thema einführen um dann geeignete und tolerierbare Aufstellorte für 2 HR's zu finden.
          Allfällige Messungen werden folgen.

          Jedenfalls gibt es ein schönes Projekt für die kalten Tage.

          Gruß,

          Manfred
          Zuletzt geändert von manfbenz; 11.09.2007, 18:28.

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            #6
            Zitat von manfbenz Beitrag anzeigen
            Als nächsten Schritt werde ich meine Frau gaaanz vorsichtig in dieses Thema einführen um dann geeignete und tolerierbare Aufstellorte für 2 HR's zu finden.

            Au ja....das steht mir auch noch bevor
            Norbert,
            der NUR den eigenen Ohren vertraut

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              #7
              ich sehe schon - eine katze zu baden ist einfacher als eine einigermassen optimale raumakustik zu bekommen wenn weibchen mitsprachrecht haben...

              ähm - bestimmungsrecht natürlich...
              werde mit aktiven Piega C8 Ltd und einem "P Sub 1 Mk2" verwöhnt...

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                #8
                Weiter im Thema Helmholtzresonator.

                Nach dem Test mit den TC10x musste ich wieder meine Subbies abstimmen. Durch einen ganz simplen Zufall passierte Folgendes:

                Die CD mit den Testtönen spielte noch, ich fummelte irgendwie im Bereich des Vorverstärkers herum. Irgendwann gingen mir die sehr tiefen Testtöne auf den Geist und so schaltete ich, um nicht den Pegel für das Messinstrument zu verändern, den Eingangswahlschalter um. Und dann passierte es. Obwohl der Eingang über Relais in Bruchteilen von Sekunden stummgeschaltet wird, war deutlich ein „sanftes“ Abklingen des Testtones zu vernehmen. Ungefähr so, als würde man die Lautstärke zügig aber eben nicht schlagartig runterregeln. Weitere Versuche ergaben, dass dieser Effekt tatsächlich nur in einem ganz schmalen Frequenzbereich zu beobachten ist. Dieses Spektrum liegt so ungefähr in dem Bereich, in dem auch die typische Resonanz am Hörplatz rumpfuscht.

                Daraus ergibt sich, dass man zur Ermittlung der störenden Frequenz kein hochpräzises und professionelles Messequipment benötigt. Es reichen Messignale eines Signalgenerators und die abrupte Abschaltung des Signals. Ist ein „Nachschwinger“ zu hören hat man die Frequenz. Ob diese Abschaltung über die „Mute-Taste“, den Eingangswahlschalter oder die Pausetaste des Players erfolgt, ist egal. Die Messsignale kann man sich z. B. mit der Computersofti „Wavelab“ auf CD brennen oder den Generator aus dem i-net benutzen. Es reichen Frequenzen von ~20 – ~200 Hz aus.

                Hier noch einmal ein Link eines i-net-Generator, den man ohne Zwischenschritt der CD nutzen kann:


                Dort findet man unter der Überschrift "Signal Processing" einen Soundgenerator (Fourier Series Applet). Den kann man von der PC-Soundkarte mit dem Verstärker verbinden. Dazu den Sinusgenerator (Sine) auswählen, das Häkchen bei "Sound" setzen und mit dem Schieberegler "Playing Frequency" die Frequenz auswählen.

                Mit der schon beschriebenen Hobbymessung mittels einfachem Pegelmesser, einem kleinen Exceldiagramm und dem Heraushören des „Nachschwingers“ sind wir somit in der Lage, die Resonanzfrequenz im Zimmer sehr genau zu ermitteln.


                Die musikalische Auswirkung des Nachschwingers hält sich aber bei mir zum Glück in engen Grenzen. Bei einigen, ganz wenigen Stücken mit sehr tiefen und knackigen Impulsen hat man die leise Ahnung, dass da „irgendwo links“ noch ein Instrument steht, das etwas träge ausschwingt. Aber wie gesagt, nur auf ganz wenigen CD in ganz kleinen Passagen. Von daher – gebe ich ganz ehrlich zu – hält sich meine Aktivität und mein Ehrgeiz in Sachen „Bauprojekt Resonator“ in Grenzen.

                Allerdings habe ich „PIEGA-Forum-Backstage“ mit einem Stammmitglied ganz engen Kontakt zu diesem Thema. In den ganzen Foren, auf vielen Internetseiten und in vielen Büchern gibt es zum Thema „Helmholtzresonator gegen Raummoden“ sehr viel, zum Teil widersprüchliches, zu lesen. Zum Teil wird das Hauptwirkprinzip sogar von LS-Herstellern falsch beschrieben (kein Wunder, dass mir die LS dieses Herstellers nicht gefallen).

                Als Wirkprinzip wird manchmal angegeben:
                Die „überschüssige Energie“ der Raumresonanz wird durch Reibung im Resonanzrohr und im Polstermaterial vernichtet.

                Wäre das der alleinige Grund, könnte eigentlich die Bassreflexbox gar nicht funktionieren. Denn wenn die Energie des rückwärtig abgestrahlten Schalls des Chassis im Polstermaterial und Resonanzrohr vernichtet werden würde, kann das Gehäuse nicht zur Verstärkung herangezogen werden. Weiterhin müsste eigentlich eine „Kiste mit Loch“ ausreichen, wenn im Innern sowieso die überschüssige Energie vernichtet wird, und man könnte sich die Berechnungen schenken. Ganz ohne Frage, Verluste in der Polsterung und durch Reibung entstehen, sind aber nicht die Erklärung für die Hauptfunktionsweise des Helmholtzresonators.



                Dann gibt’s Erklärungsansätze, die das Schwingsystem des Resonators, die Polsterung und die Reibung als Wirkprinzip ansehen. Na ja, so ungefähr kommen wir der Sache schon näher.



                Das Nachfolgende ist nicht alleine auf meinen Mist gewachsen. Während ich mich durch viele Artikel und Bücher wälzte und einen hier im PIEGA-Forum nicht ganz unbekannten LS-Entwickler kontaktierte, sammelte mein „Partner aus dem Forum-Backstage-Bereich“ weitere Infos und telefonierte u. a. auch mit einem Hersteller von Resonatoren. Dieser Hersteller rüstet Studios und Veranstaltungsäle in aller Welt mit unterschiedlichen Resonator-Konzepten aus.

                Ergebnis unserer Forschung:

                Das Hauptwirkprinzip ist und bleibt der Resonator. Also das Feder-Masse-System wie schon oben beschrieben. Je nach Größe, Form, mitschwingende Gehäusewände, stehende Wellen im Gehäuse usw. kann der Resonator selbst zur Schallquelle mutieren und uns zwar die Resonanz abschwächen gleichzeitig aber einen „anderen Ton“ hinzufügen. Um dies zu verhindern...

                ....sollte das Gehäuse des Resonators nach ähnlichen Gesichtspunkten wie ein LS Gehäuse konzipiert werden. Nämlich stabil, damit die Kiste keine Gehäuseresonanzen verursacht. MDF, 19 mm Wandstärke, innen mit einigen Verstrebungen versehen sind schon mal eine gute Ausgangsbasis. Die Kiste sollte wirklich luftdicht sein. Zwar würde sich ein kleines „Löchlein“ nicht großartig auf das Ergebnis auswirken, es kann aber unter Umständen zu sehr hässlichen Strömungsgeräuschen führen. Und da die luftdichte Konstruktion der Kiste keine große technologische Herausforderung darstellt, sollte man hier tatsächlich 5 Minuten Zeit aufbringen.

                Und...

                ...um die stehenden Wellen im Gehäuse zu dämpfen die für die Nachschwinger verantwortlich sein können (nicht müssen), benötigen wir (manchmal) eine Auspolsterung. Die Bedämpfung mit Polstermaterial sorgt zwar für die Absorbierung der stehenden Wellen im Gehäuse, gleichzeitig verändert sich aber die Güte des Resonators. Das heißt, das errechnete Volumen verändert sich und der Resonator arbeitet breitbandiger. Das Problem im Hobbybereich ist das Polstermaterial. Da unterschiedliches Polstermaterial auch leicht unterschiedliche Eigenschaften aufweist, sind Abweichungen und Toleranzen vorprogrammiert. Grundsätzlich gilt, dass die Polsterwolle gleichmäßig in der Kiste verteilt wird. Der Raum um die innere Öffnung des Resonanzrohres MUSS aber großzügig frei bleiben, denn die Luft“masse“ im Resorohr muss frei schwingen können.

                Daraus ergibt sich:
                Ohne Polsterung lässt sich der Resonator extrem schmalbandig bauen, so dass tatsächlich nur die störende Frequenz abgeschwächt wird. Mit dem Risiko, dass er Nachschwinger durch stehende Wellen im Innern produzieren könnte.

                Mit Polsterung können die Nachschwinger bekämpft werden, allerdings könnte auch durch die breitbandige Auslegung ein Frequenzbereich abgeschwächt werden, den wir vielleicht gar nicht abschwächen wollen.


                Mein „Forschungspartner aus dem Backstagebereich“ bekam von den Profis den Hinweis, dass es ganz ohne „Versuch und Irrtum“ nicht geht. Auch bei denen nicht. Nun ist dieses „Versuch und Irrtum“ beim Resonator nicht ganz so dramatisch umzusetzen. Unser Hauptwirkprinzip ist ja das Feder-Masse-System. Die „Feder“, also das Luftpolster im Gehäuseinneren, ist uns durch unser Gehäuse vorgegeben, da können wir kaum etwas verändern. Sollte man gezwungen sein, dass Volumen zu verringern, könnte man durch einen „Zwischenboden“ im Innern das Volumen verkleinern. Aber das wäre schon eine sehr drastische Fehlberechnung im Vorfeld.

                Bleibt noch unsere „Masse“, also die Luft“masse“ im Resonanzrohr. Diese kann durch Querschnitt und/oder Länge des Rohres verändert werden. Beim Bau und der anschließenden Feinarbeit sollte man also darauf achten, dass man das Resorohr entsprechend variieren kann.


                Formelfanatiker und Menschen, die im Vorfeld alles 100 % berechnen wollen, stoßen beim Resonator auf viele unbekannte Größen. So schwingt ja nicht nur die Luftsäule im Resorohr, sondern die Luft vor und hinter den Rohröffnungen schwingt ebenfalls mit, hat also auch Auswirkung auf die Federmasse. Man stolpert gelegentlich über die Beschreibung „Ankopplung des Resonators an die Umgebungsluft“. Es gibt sogar Korrekturgrößen für unterschiedliche Rohröffnungen. So z. B. für das trompetenförmige Rohr oder das gerade Rohr.

                Von daher lässt sich das Endergebnis nicht 100 % im Vorfeld berechnen. Denken wir nur daran, wie stark sich Messung und Berechnung bei der Ermittlung der Raumresonanz durch Nischen, Einrichtung, Bausubstanz usw. unterscheiden können. Dazu jetzt die Unbekannten durch evtl. Einfluss des Polstermaterials, Ankopplung der „Feder“ an die Umgebungsluft usw. wird klar, dass „Versuch und Irrtum“ nicht ganz auszuschließen sind und niemals eine detaillierte Baubeschreibung für Resonatoren für alle Problemfälle existieren wird. Haben wir aber das Wissen um die Funktionsweise und die möglichen Fallen, kommen wir unserem Ziel schon sehr nahe.

                Weiterhin sind Stolperfallen beim Standort des Resonators vorhanden, daher:

                Fortsetzung folgt...


                Und nochmals ganz deutlich: Das ist nicht alles auf meinen Mist gewachsen, es ist eine Teamarbeit mit Unterstützung eines LS-Entwicklers.

                Bisherige Informationsquellen:
                „Recording Magazin“, (Heft 1/07, Seite 84)
                „Lautsprecher-Handbuch. Theorie und Praxis des Boxenbauens“ von Berndt Stark.
                „Das Tonstudiohandbuch“ von Hubert Henle
                „Handbuch der Lautsprechertechnik“ von Friedemann Hausdorf
                „Monitoring“ von Thomas Görne und Steffen Bergweiler







                Zuletzt geändert von nk; 17.12.2007, 10:33. Grund: 1 x die Begriffe "feder" und "Masse" verwechselt
                Norbert,
                der NUR den eigenen Ohren vertraut

                Kommentar


                  #9
                  ...ein kurzer Zwischenbericht bezüglich eines HH - Projektes:

                  nachdem ich mit meiner Frau einen gangbaren Kompromiss bezüglich Größe, Form und Aufstellorte gefunden hatte, wurde sofort mit der weiteren Planung begonnen.

                  Um die akustischen Gegebenheiten des Raumes besser zu verstehen, waren viele Messungen an unterschiedlichen Stellen notwendig. Die klassischen Raummoden - Berechnungen gehen ja immer von idealen Bedingungen aus, welche doch selten anzutreffen sind. Mein Wohnzimmer hat z.B. eine L-Form mit einem mächtigen Kamin auf der Längsseite, einen Schrank mit mitschwingenden Glastüren etc...
                  Die Schallpegelmessungen brachten daher z.T. überraschende Ergebnisse. Lediglich die Resonanz bei 68 Hz (Raummode der Zimmerhöhe) stimmte mit den Berechnungen überein. Nun galt es, das 'Entwicklungsziel' neu zu definieren. Was wollte ich womit erreichen. Diskussionen mit Anbietern von Resonatoren, Literatur und der Kontakt zu Norbert waren sehr hilfreich. Schließlich baute ich einen Prototyp, um die Wirkungsweise zu testen. (Die Berechnungsgrundlagen entnahm ich Norberts link: 'Acoustic Calculator' sowie Buroschs Raumakustik Teil 3)
                  Die Testergebnisse sind gut (sowohl akustisch als auch meßtechnisch), zeigten aber auch die Grenzen der Berechenbarkeit deutlich auf. Die beste Wirkung war erwartungsgemäß in der Raumecke zu erzielen. (Hoher Ankopplungsfaktor zum Raum)
                  Aus diesen Erkenntnissen habe ich nun einen wohnzimmertauglichen Resonator entworfen, dessen Teile nun von einer kleinen Schreinerei entsprechend erstellt werden. (Grundriss: Dreieck) Das Feintuning muß dann am Aufstellungsort geschehen.

                  Fortsetzung folgt...

                  Gruß,

                  Manfred

                  Kommentar


                    #10
                    Hallo Manfred,

                    dann bist Du viiiiiel weiter als ich

                    Ich bin im Augenblick dabei, meine Tauchsachen zur ordnen und zu packen, bald geht's los.


                    Wie groß wird denn der Helmi so ungefähr, innen bedämpft?
                    Norbert,
                    der NUR den eigenen Ohren vertraut

                    Kommentar


                      #11
                      Das Volumen des ersten 'Helmis' beträgt 75 l. Abgestimmt wird er auf 76 HZ. Der Ankopplungsfaktor an den Raum beträgt (theoretisch) 0,25. Den Prototypen habe ich mit üblicher Glaswolle (5 cm) bedämpft (hatte ich im Haus). Da er im Eck platziert ist komme ich mit dem Volumen aus. (War Teil des Kompromisses mit meiner Frau)
                      Die endgültige Art der Bedämpfung als auch die Ausführung des Resonanzrohres muß ich noch am endgültigen Produkt experimentell und ggf. meßtechnisch optimieren. Das ist für mich noch ein sehr komplexes Thema mit vielen Unbekannten.
                      Aber der Aufwand lohnt sich, da ich bereits mit dem Prototypen einen wesentlich 'saubereren' Bass (gezupft und gestrichen) erhalten habe.

                      Noch viel Spaß beim Packen & Gruß,

                      Manfred

                      Kommentar


                        #12
                        Zitat von manfbenz Beitrag anzeigen
                        Bass (gezupft und gestrichen)
                        als Filmfan hat mcih das natürlich gleich an "geschüttelt, nicht gerührt" erinnert...

                        Ciao; Harald

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                          #13
                          Das liegt an Deinem Mördersub dass DU geschüttelt wirst.
                          Norbert,
                          der NUR den eigenen Ohren vertraut

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                            #14
                            wahrscheinlich - werde nun auch mal den Stereo Nachmittag beenden und mich "Erschütterndem" zuwenden...
                            (Achtung, gleich geht das Licht aus...)

                            Ciao, Harald

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                              #15
                              @ Harald
                              als Filmfan hat mcih das natürlich gleich an "geschüttelt, nicht gerührt" erinnert...
                              ...richtig, und da am Abend bekannterweise die hungrigen durstig werden, darf jetzt auch wieder geschüttelt werden...

                              PS: Es hat mich übrigens gefreut, daß Dir die Vivaldi CD gefallen hat. Der Koax (vor allem bei der C 40) löst gerade auch bei dieser Art Musik fast naturgetreu auf.

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