Ankündigung

Einklappen
Keine Ankündigung bisher.

Die Sache mit den Millisekunden

Einklappen
X
 
  • Filter
  • Zeit
  • Anzeigen
Alles löschen
neue Beiträge

    Die Sache mit den Millisekunden

    Jetzt habe ich mal ein Verständnisproblem und somit eine Frage, insbesondere an etch

    Du bist ja im Thema „räumliches Hören“ sehr präzise auf das Timing beim Editieren eingegangen. Daraus ergibt sich aber aus meinem Verständnis ein Problem, wenn ich nicht auf dem „falschen Dampfer“ bin.

    Ein klein wenig zur Verdeutlichung: Jeder der mal versucht hat, mit der Handstoppuhr mehrere Messungen hintereinander auf 1/100 Sekunde genau zu machen, wird feststellen, dass es nicht geht. Selbst eine Genauigkeit von 1/20 Sekunde ist schon schwer einzuhalten. Von daher halte ich es für unwahrscheinlich, dass es mehreren Musikern gleichzeitig gelingt über mehrere Takte so genau zu spielen.

    Wenn zwei Drummer auf der Bühne absolut gleichzeitig anschlagen, müssten wir eigentlich die „Trommel“ aus der Mitte hören. Vorausgesetzt natürlich, die Entfernung ist absolut identisch. Da in dem Fall Startsignal, Entfernung und Pegel identisch ist, hätten wir praktisch eine Mittenordnung. Ein minimaler Zeitversatz durch die menschliche „Schwäche“ der Trommler sorgt dann sofort für die räumliche Trennung

    Du hast beschrieben, dass Du Bassdrum und Bass auf x/1000 Sekunde genau aufeinanderlegen kannst. Warum? OK, Du hast die technischen Probleme geschildert, dass LS und Verstärker Probleme bekommen. Alles nachvollziehbar.

    Steckt darin aber nicht ein „Endlosproblem“. Auf der einen Seite wäre eine gute Stereoanlage halbwegs in der Lage dieses Problem zu lösen. Auf der anderen Seite müsst Ihr im Studio natürlich Rücksicht nehmen auf Autoradio, Ghettoblaster, Radiowecker & Co.

    Gibt es deshalb überhaupt die „perfekte Aufnahme“?

    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

    #2
    na mal schaun

    also:

    natürlich spielen in der realität 2 musiker nie so exakt gleichzeitig, obwohl es zu weilen erstaunlich ist, was manche zustande bringen. bei einer live aufnahme würde man das von mir beschriebene niemals tun, auch nicht wenn eine ganze band zusammen im studio einspielt. bei meiner produktion ging das leider nicht. der drummer kam aus LA (thomas lang guckt mal auf youtube). percussion aus südamerika usw.
    also haben wir nacheinander aufgenommen.
    zuerst die drums aufs metronom, dann den bass auf die drums etc.
    nun folgendes. im tonstudio hört man ALLES. es ist wie in einem labor in welchem man durch ein mikroskop schaut. die musiker spielen in die mics. es ist nur wenig raum auf den mics, ausser man nimmt noch ambimics (overhead...). rauminformation wird somit künstlich hinzugefügt. die zeitfehler die ich korrigiere erhöhen die durchhörbarkeit enorm, sobald viele instrumente gleichzeitig spielen. ich zerstöre damit aber keine rauminformation. die positionierung im panorama, wird nachträglich über das mischpult zugeteilt. mit impulsantworten können räume simuliert werden, laufzeit und pegel parameter werden verwendet. auch sind niemals 2 schlagzeug im raum exakt gleich weit voneinander entfernt. wenn 2 drummer auf der bühne sind und sie das gleiche spielen (gleicher groove) schlagen nie beide gleich hart, 2 trommeln klingen immer unterschiedlich usw. du mischst einige dinge zusammen in deinem thread.
    studioeditiererei wenn man sie richtig machen will und nicht so wie die meisten produktionen in europe ist eine chirurgenarbeit. hör dir mal das album j'ai deux armours von deedee bridgewater an. du hast ja die C40 da wirst du alles hören können was drauf ist. hör dir die ganzen mini sounds an, die dort gesetzt sind. in welcher timing präzision. das kann man nicht spielen und wenn es musiker so lange üben bis sie es so spielen können, würde es ein klangbrei. da steckt viel editing in dem album, ich würde sagen ungefähr ein jahr. ich ziehe den hut. deine theoretische annahme mit dem schlagzeug ist aber richtig. dann hätte man einfach ein stereoschlagzeug. L+R der gleiche Pegel usw. also wäre der Sound in der Mitte. In meinem Mix schiebe ich Bassdrumanfang und Basstonanfang aufeinander. Sie setzen gleichzeitig ein. Sie schwingen jedoch völlig unterschiedlich weiter. Nach dem editing, wenn ich dann mische, kommt der bass zB nach links und das drumset zB nach halbrechts. ich muss den raum überhaupt erst "aufklappen" um ihn, wenn es dann endlich mal halbwegs klingt, mit der monotaste wieder zuzuklappen um die monokompatibilität zu prüfen ( ist noch alles da wenn ich mono höre). ist es nicht monokompatibel muss ich vielleicht von vorne anfangen und alles war umsonst (selten). naja aber das war ja jetzt gar nicht das thema sorry. wird wieder zu lang.
    etch siehts oft von der anderen seite!

    Kommentar


      #3
      Hallo etch,

      vielen Dank für Deine Antwort. Mein Beispiel mit den beiden Drummern war sehr theoretisch, ich weiß. Sollte auch nur zur Verdeutlichung dienen.

      Zur untergemischten Rauminformation: Vor einigen Jahren hörte ich eine Aufnahme aus dem Klassikbereich bei einer LS-Vorführung (B&W 801). Irgendein Opernstar wollte immer mal mit einem bestimmten Chor in einer italienischen Freiluftbühne singen, hat aber zeitlich nie hingehauen. Dann gab's doch eine Aufnahme. War gut, aber irgendetwas stimmte nicht. Ich hob zaghaft den Finger und stellte fest, dass der Sänger und der Chor niemals im gleichen Raum wären und war mit dieser Einstellung (mal wieder) ganz allein. Die Rauminformation war nicht identisch, meiner Meinung nach.

      Am Ende der Vorführung sagte dann der "Vorführer", dass Chor und Sänger nie zusammen gesungen haben, sie waren noch nicht einmal am gleichen Ort. Während der Chor in der Freiluftarena aufgenommen wurde, stand der Sänger in Amerika in einem Studio. Dort wurde dann der Raum künstlich hinzugefügt. Nun sind mit hoher Wahrscheinlichkeit technische Fortschritte in der Raumsimulation erfolgt, trotzdem habe ich so meine Vorbehalte, ob Räume wirklich so exakt nachgebildet werden können.

      Übrigens, nach besagter Vorführung wurde wieder über Kabelklang philosophiert.
      Norbert,
      der NUR den eigenen Ohren vertraut

      Kommentar

      Lädt...
      X