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Das Prinzip des koaxialen Aufbaus

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    Das Prinzip des koaxialen Aufbaus

    Betrachten wir uns diesmal den grundsätzlichen koxialen Aufbau eines Lautsprechersystems. Vielleicht gibt ja Kurt wieder genauere Infos zum Piega Koax-Bändchen.

    Warum werden überhaupt unterschiedliche Chassis eingesetzt?
    Das liegt daran, dass an die Chassis völlig unterschiedliche Anforderungen gestellt werden. Um im Bass entsprechende Pegel zu erzielen, benötigte man große Chassis oder genauer: Membranen. Das führt aber dazu, dass diese großen, relativ schweren Membranen nicht in der Lage sind im Hochtonbereich entsprechen schnell zu arbeiten. Weiterhin entsteht in Abhängigkeit zwischen Membrangröße und Frequenz eine Richtwirkung der Schallausbreitung. Kurz: je höher die Frequenz und je größer die Membran, desto stärker wird der Schall gebündelt. Wegen dieser doch erheblichen Widersprüche wird der komplette Frequenzumfang einer LS-Box auf mehrere spezialisierte Chassis verteilt.

    Das bedeutet aber, dass wir uns vom Ideal der punktförmigen Schallquelle entfernen. Das Fatale ist, dass, je mehr Chassis eingesetzt werden (müssen), dieses Problem immer größer wird, da sich die akustischen Zentren der einzelnen Systeme immer weiter entfernen. Die erforderlichen Hörabstände werden immer größer, um den Winkel auf die Chassis wieder zu verkleinern.

    Ist der Hörabstand zu kurz, machen sich die Laufzeitdifferenzen der vielen Chassis bemerkbar. Die Fachwelt ist sich uneinig, ab wann sich Laufzeitunterschiede auf Grund der unterschiedlichen akustischen Zentren bemerkbar machen. In einem Uni-Versuch wurde festgestellt, dass das Ohr extrem sensibel auf kleinste Laufzeitunterschiede reagieren kann. Ich vermute mal, dass das von sehr vielen Faktoren abhängig ist, so dass es durchaus möglich ist, dass hierzu nie eine gesicherte Aussage erfolgen wird. Im Ergebnis jedenfalls erfolgt eine gewisse „Unruhe“ im Klangbild, weil ständig zwischen den einzelnen Chassis gewechselt wird. Je nach Aufnahme, LS und Hörabstand/-erfahrung kann das recht „ohrenfällig“ werden. In der Folge muss das Gehirn diese Hin-und Herschaltung zwischen den unterschiedlich platzierten Chassis als ein Ganzes zusammenfügen. Ein auf Dauer ermüdungsfreies und stressfreies Hören ist so kaum möglich.


    Die Idee und die Fallen
    Wenn die akustischen Zentren mehrerer Chassis in einem Punkt liegen, gibt’s auch keine Probleme mit Laufzeitdifferenzen. Außerdem wird schlicht und ergreifend Platz gespart. Man bekommt also LS-Boxen mit relativ kleinen Schallwandabmessungen hin. Allerdings ist der konstruktive Aufwand sehr hoch, da ja die kleine Schwingspule des Hochtöners und die große Schwingspule des Tieftöners auf einer Achse liegen. Ebenso mussten Detaillösungen in der räumlichen Umgebung der Zentrierspinne des großen Chassis erfolgen. Und es gibt ein am Anfang von einigen unterschätztes Problem. Baut man ein kleines System in die Mitte eines großen Systems, besteht die Gefahr, dass das große System ähnlich wie ein Horn wirkt. Sieht man sich auch einige Koax-Systeme an, sieht es tatsächlich so aus, dass die Membran des Tieftöners wie ein Hornvorsatz aussieht. Zwar hatte man das Problem der Laufzeitdifferenzen minimiert, das aber mit entsprechenden anderen Nachteilen erkauft. In den Kindertagen der Koax-Systeme war auch oftmals ein Kritikpunkt in der klanglichen Bewertung, dass der „sweet spot“ sehr klein ist und die Abstrahlcharakteristik negativ beeinflusst wurde. In einigen Fällen wurde sogar eine gewisse „Trötneigung“ durch den „Hornvorsatz“ attestiert. Also, eigentlich eine gute Idee, aber die Details.....

    Nur wenige Firmen gingen den steinigen Weg der schrittweisen Verbesserung, zeitweise war der Koax im HiFi-Bereich fast völlig verschwunden. Mittlerweile haben die namhaften Koax-Hersteller die Probleme aber gelöst. Auf die Spitze getrieben hat der französische Hersteller „Cabasse“ das Koax-System. Dort wird sogar ein 4-Wege-System!! in koaxialer Anordnung gebaut. Allerdings sind dabei auch bis zu 6-stellige Eurobeträge fällig!!!!!!

    Einen anderen Weg bestritten die Firmen, die vor dem Tieftöner eine „Brücke“ bauten und dort einen gewöhnlichen Hochtöner einsetzten. Der Vorteil ist, dass sich der konstruktive Aufwand in Grenzen hält, als Nachteil erwies sich oftmals eine zu große Brücke, da hier der Schall vom Tieftöner reflektiert wurde und auf die Membran zurück geworfen wurde. Außerdem verringerte sich natürlich die „wirksame“ Membranfläche, wenn vor der Membran ein „Brett“ befestigt ist. Aber mittlerweile sind durch den Einsatz modernster Simulationsprogramme und einer stetigen Chassis- und Materialentwicklung diese Probleme (weitestgehend) vom Tisch.

    Die wohl höchstentwickelte Form des „Brückenbaus“ springt einem gleich auf der Homepage entgegen:
    http://www.me-geithain.de


    Betrachtet man sich nun den Piega-Koax, scheint es so, dass die ganzen prinzipiellen Nachteile des Koax (Membran als „Hornverlängerung“; Befestigungsbrücke) nicht vorhanden sind. Weiterhin sind Mitteltöner und Hochtöner als Bändchen ungefähr „gleich (sau)schnell“ und somit neben der nicht vorhandenen Laufzeitdifferenz auch noch unglaublich homogen. Kurz, abgesehen mal vom Herstellungsaufwand, fast eine „eierlegende Wollmichsau“ in der Welt der Koax-Systeme.



    Wie sich – und ob sich überhaupt - eine sehr selten erwähnte Erscheinung bei Mehrwege-LS in der Welt der Koax-Strahler auswirkt, müsste mal der Kurt erläutern.

    Wie wir ja wissen, bündelt in Abhängigkeit von Frequenz und Membrandurchmesser ein Chassis mehr oder weniger stark. Nehmen wir mal den Übergang vom Tieftöner zum Mitteltöner bei „normalen“ dynamischen Chassis:

    Während der Tieftöner im Tiefbass kugelförmig abstrahlt, fängt er ja im Bereich der Übergangsfrequenz an zu bündeln, da die Wellenlänge der Frequenz immer kürzer wird, die Membran aber recht groß ist. Der Mitteltöner arbeitet aber im gleichen Frequenzbereich (fast) kugelförmig, da ja seine Membran deutlich kleiner ist. Dadurch entsteht eine inhomogene Wellenausbreitung ausgerechnet im Übergangsbereich der beiden Chassis (unterschiedliche Energieabgabe).

    Daher meine Fragen an Kurt:
    Sind Koax-Systeme hier „unanfälliger“?
    Wie schneidet das Koax-Bändchen als Flächenstrahler (etwas andere Wellenausbreitung) in dieser Disziplin ab?
    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

    #2
    schöne Ausführungen!

    Übrigens: "Audio" hat sich in dieser Ausgabe auch mit der Koax Thematik auseinander gesetzt!

    Ciao, Harald

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      #3
      Aha, muss ich beim nächsten Einkauf wieder "raublesen"?
      Norbert,
      der NUR den eigenen Ohren vertraut

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        #4
        Zuerst vielleicht zu den grundsätzlichen Vorteilen des Bändchenprinzip zum Aufbau von koaxialen Systemen:

        Wie Norbert richtig ausgeführt hat, weisen alle Konstruktionen, welche auf dynamischen Chassis (Konus und Kalotte) basieren, prinzipbedingt einige Nachteile auf. So sind die akustischen Zentren in der Z-Achse nie auf dem gleichen Startpunkt, oder die Konusmembran wirkt als Horn. Bei „aufgesetzten“ Hochtönern bilden sich zudem Interferenzen am nackten System, von den Laufzeitdifferenzen ganz zu schweigen.

        Das Bändchenprinzip ist die einzige Bauart, mit welcher sich ein koaxialer Wandler aufbauen lässt, ohne konstruktive Nachteile. Das heisst, der Startpunkt und das akustische Zentrum von Mittel- und Hochtonmembrane befinden sich sowohl auf der X-, Y-, als auch auf der Z-Achse exakt am selben Punkt. Dies ergibt natürlich eine einmalige off-axis Performance, welche wiederum erlaubt phasenstabile, nicht verstimmte Filter einzusetzen.

        Beim koaxialen Wandler der TC-Modelle, oder der C40 sind die geometrischen Abmessungen so gewählt, dass der Mitteltöner bei der Übernahmefrequenz noch etwa 1kHz von deutlichen Bündelungseffekten entfernt ist. Erst oberhalb 14kHz beginnt der Tweeter ganz sanft, als Funktion der Frequenz zu bündeln. Daraus resultiert ein, bis in den obersten Hochtonbereich gleichmässiges Polardiagramm und eine absolut homogene Abstrahlcharakteristik.

        Grüsse
        Kurt
        Zuletzt geändert von kds; 17.11.2006, 09:45.

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          #5
          Dank (mal wieder) an Deine speziellen Weiterführungen zum Koax-Bändchen.
          Norbert,
          der NUR den eigenen Ohren vertraut

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            #6
            Koaxbändchen Mitteltöner

            Sehr interessant die Information zum Koax.
            Nun habe ich doch noch einige Fragen zum Mitteltöner. Vielleich kann Kurt mir hierzu antworten.

            Beim Koax ist der Mitteltöner (Mitteltonbändchen) rund um das Hochtonbändchen angeordnet; das heisst auch darüber und darunter. Ist der Mitteltöner auch nur eine einzige Membran mit einem Ausschnitt in der Mitte; weil bei den verschiedenen Fenstern könnte man denken, es sind mehrere Elemente?

            Wenn es nur eine einzige Membran ist, ist es dann auch nur eine einzige stromführende 'verwinkelte' Leiterbahn, die auf der Membran klebt?

            Ist dieses Bändchen allseitig befestigt oder nur an der Ober- und Unterseite?

            Der Antrieb ist wohl hauptsächlich von hinten oder verbergen sich hinter den Stegen an der Vorderseite auch Magnete?

            Mit diesen Fragen wäre mein Wissensdurst vorerst einmal gestillt.

            Grüsse aus Holland

            Arnold

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              #7
              Ein klein wenig kann ich Dir auch beantworten.

              Es müssen ZWEI Spulen sein, da es sich streng genommen um ZWEI Chassis handelt. Beide werden durch unterschiedliche Filter der Frequenzweiche gefiltert. Es sind also zwei elektrisch getrennte Systeme, somit zwei "Spulen". Auf'm Koax sind auch hinten 4 Anschlüsse.

              Sowohl vor als auch hinter der Membran befinden sich Magnete. Die vorderen Magnete befinden sich hinter den Stegen und dienen u. a. dazu das Magnetfeld zu fokussieren.


              Den Rest müsste Kurt erläutern. Aber ich vermute mal, dass es zwei Folien sind, weil ja der Hochtöner auf dem schon länger verwendeten Hochtonbändchen basiert. Alles ringsrum eingespannt. Mal sehen, ob ich richtig liege.
              Norbert,
              der NUR den eigenen Ohren vertraut

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                #8
                Hallo Arnold

                Beim Koax ist gesamte Membran ein Stück. Das heisst, das sowohl der Hochtöner, als auch der Mitteltöner auf der selben Folie ist. Allerdings sind Mittel- und Hochtöner voneinander entkoppelt, so dass sich Modulationen des Mitteltöners nicht auf den Hochtöner übertragen und umgekehrt.

                Die Layouts der Flachspulen an sich bestehen beim Mitteltöner aus vier Spulen die seriell / parallel geschaltet sind und beim Hochtöner sind es zwei Spulensegmente die ein unterschiedliches Layout aufweisen.

                Grundsätzlich kompensieren wir damit über das Layout Nichtlinearitäten des Magnetfeldes und die dynamischen thermischen Eigenschaften der Folie. Das alles ist sehr lustig und bietet ein weites Feld um in die Irre zu laufen......

                Grüsse
                Kurt

                P.S. Diese Konstruktion hat eben auch die neckische Eigenschaft, dass wenn bei der Herstellung bei z.B. einer Lötstelle am Hochtöner, ein Fehler auftritt, gleich das ganze System für den Eimer ist. Aber unser Aldo Ballabio macht das ja mit einer Fehlerquote von nahezu Null....

                Kommentar


                  #9
                  Kurt, danke für diese Erläuterungen.

                  Dass es nur eine Membran für Mittel- und Hochtöner ist, hatte ich jetzt auch nicht erwartet. Das mit den verschiedenen Flachspulen schon, denn wie will man sonst ein solches Mitteltonsystem gleichmässig schwingen lassen. Da steckt ein Haufen Hirnschmalz dahinter und dem, der es entwickelt hat, wird der Kopf ganz schön geraucht haben.

                  Als Ergänzung nehme ich an, dass zwischen Mittel- und Hochtonsektion eine mechanische Dämpfung vorhanden ist und das gesamte Bändchen ringsum wahrscheinlich fest eingespannt ist, vielleicht auch noch mit einer Dämpfung davor?

                  Ich hoffe auch unser Norbert hat hier noch etwas Neues erfahren.


                  Beste Grüsse

                  Arnold

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                    #10
                    Zitat von amc Beitrag anzeigen
                    Da steckt ein Haufen Hirnschmalz dahinter und dem, der es entwickelt hat, wird der Kopf ganz schön geraucht haben.
                    Wenns einfach wäre, hätten es die Amis zuerst gebaut


                    Zitat von amc Beitrag anzeigen
                    Ich hoffe auch unser Norbert hat hier noch etwas Neues erfahren.
                    Ich bin bemüht, ständig etwas neues zu lernen
                    Norbert,
                    der NUR den eigenen Ohren vertraut

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                      #11
                      Sehr interessanter Thread.

                      Gibt es Aussagen, welche Übergangsfrequenzen für die TC70x verwendet werden und welche Steilheit die Filter haben?
                      Ist die TC70x streng genommen ein 2,5 Weger oder ein 3 Wege Lautsprecher (ich weiß im Marketing spricht man von 3 Wegen, aber echte 3 Weger sind inzwischen wohl sehr selten und haben den einen oder anderen prinzipbedingten Nachteil)?

                      Würde mich freuen, wenn hier jemand mehr verrät.

                      Viele Grüße
                      Aurumer
                      Viele Grüße,
                      Sven

                      Ein Leben ohne Piega und Accuphase ist möglich aber sinnlos. (Frei nach Loriot)

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                        #12
                        Tag Aurumer,

                        die Piega TC70X ist ein 3-Weg Lautsprecher vom allerfeinsten !
                        ( Absolut linearer Frequenzgang, siehe diverse Testberichte )

                        Die Trennfrequenz von den 2 Tieftöner zum Mitteltonbändchen
                        liegt bei etwa 560 Hz bei der TC70X ! ( gemäss kds )

                        Grüsse vom Zürisee, Andreas :p

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                          #13
                          Bei der TC70 handelt es sich um eine klassische 3-Wege-Box.

                          Die ungefähren Übernahmefrequenzen liegen für den
                          kleinen Koax: ~580 Hz, (Hochtöner ab ~3500Hz)
                          großen Koax: ~400 Hz, (Hochtöner ab ~3500Hz

                          Die Übernahmefrequenzen sind modellabhängig (auf Grund der unterschiedlichen Schallwandabmessungen und somit unterschiedlicher Strahlungsimpedanz und Beugung) und variieren somit leicht.

                          Die Flankensteilheit liegt immer bei akustischen 24dB/Oktave mit Linkwitz-Riley Charakteristik. Diese Filter passen ideal zu den Eigenschaften der Bändchensysteme und ergeben in Summe das beste Zeit- und Amplituden-Verhalten.

                          Da der Koax prinzipbedingt relativ wenig Fehler beinhaltet die Laufzeitkorrekturen, Amplitudenkorrekturen usw. erfordern, kommt die Weiche mit verhältnismäßig wenigen Bauteilen aus. Lediglich der unterschiedliche Kennschalldruck der Systeme wird angepasst. Wenig Fehler – wenig Korrekturen.

                          Siehe auch hier:
                          http://www.piega.info/showpost.php?p=6801&postcount=1




                          Meinen Dank an Kurt für die technischen Daten
                          Zuletzt geändert von nk; 28.11.2009, 19:51.
                          Norbert,
                          der NUR den eigenen Ohren vertraut

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                            #14
                            Hallo Norbert,

                            mal wieder mein Quell umfassender Information. Vielen Dank!

                            Ich kann nur sagen: Grau ist alle Theorie. Umso klangfarbiger die Praxis.

                            Ich habe gerade das ganz besondere Vergnügen dem wunderbaren Klang zweier TC70x zu lauschen, die ich heute geliefert bekommen habe. Noch nicht eingespielt und trotzdem schon besser als alles, was ich bisher hier stehen hatte.

                            Gehöre jetzt also offiziell dazu.

                            Viele Grüße
                            Aurumer
                            Viele Grüße,
                            Sven

                            Ein Leben ohne Piega und Accuphase ist möglich aber sinnlos. (Frei nach Loriot)

                            Kommentar


                              #15
                              Herzlichen Glückwunsch.

                              Über die Mutation während der Einspielphase hast du ja im PIEGA-Forum wahrscheinlich schon gelesen. So zwischen 50 - 100 Std. kann das dauern!

                              Nicht schneller aber "geräuschloser" bekommst du das mit verpolter Phase hin.
                              Norbert,
                              der NUR den eigenen Ohren vertraut

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