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Gefahr für die Hochtonfolie durch hohe Frequenzen?

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    Gefahr für die Hochtonfolie durch hohe Frequenzen?

    Die Überschrift liest sich erst einmal sehr dramatisch, das ist es aber im täglichen Gebrauch überhaupt nicht und höherfrequente Musiksignale sind auch in keiner Weise für einen Magnetostaten gefährlich.

    Magnetostat? Genau, „unser“ LDR oder der Coax sind streng genommen Magnetostaten. Dass sie „Bändchen“ genannt werden, liegt einfach an einer Ungenauigkeit im englischen Sprachraum. Aber dazu findet man im Forum Erklärungen.

    Darum geht’s ja auch gar nicht, sondern es geht um die „Gefahr hoher Töne“ bei diesem Bauprinzip.

    Die meisten von euch wissen, wie ein „normales“ dynamisches Chassis funktioniert. In einen Dauermagneten taucht eine Spule ein. Wird diese Spule vom Strom durchflossen, baut die Spule ein Magnetfeld auf, das in Wechselwirkung mit dem Dauermagneten steht und so am Ende die Membran antreibt.

    Diese Spule hat – wie jede andere Spule auch – ein besonderes Merkmal: Je höher die Frequenz, desto höher wird der Widerstand (Impedanz) in der Spule. Das heißt, dass sich ein dynamisches Tauchspulensystem in gewissen Grenzen selbst vor hochfrequenten Signalen schützen kann.

    Kurz:
    Je höher die Frequenz,
    desto höher der Widerstand der Spule,
    desto „leiser“ das Chassis.

    Der Magnetostat kennt dieses Verhalten nicht. Sein Widerstand bleibt nahezu konstant und somit unabhängig von der Frequenz immer auf einem Niveau. In diesem Zusammenhang spricht der Techniker von einer resistiven Last. Da der Magnetostat also keinen höheren Widerstand bei hohen Frequenzen aufbaut, kann er sich also nicht „selbst schützen“.

    Aber in aller Deutlichkeit und zur Entwarnung: Im Musiksignal sind solche hohen Frequenzen und somit Gefahren NICHT enthalten. Selbst eine Piccolo-Flöte oder ein Triangel kann so laut gehört werden, dass die Ohren anfangen zu bluten.

    Auch die Obertöne der Musikinstrumente oberhalb des menschlichen Hörspektrums sind ungefährlich, zumal diese sowieso nur noch in homöopatischen Dosen vorliegen. Auch sind die „Gefahren“ aus sogenannten hochauflösenden Aufnahmen nicht existent, da auch bei Ihnen evtl. Obertöne nur noch in Form von Spurenelementen vorkommen (wenn überhaupt).

    Wann wird’s also für den Magnetostaten gefährlich?
    Mit Musik überhaupt nicht!

    Für den Mitteltöner besteht in der Praxis nie eine Gefahr, da er vor hohen Frequenzen durch die Frequenzweiche abgeschottet wird.

    Bleibt also die Hochtonfolie. Aber auch da gibt’s im praktischen Musikbetrieb keine Gefahr – grundsätzlich jedenfalls.

    Wenn aber keine Musiksignale gefährlich sind, was dann?
    Ganz einfach: hochfrequente und energiereiche Messtöne!

    Das können Messtöne aus dem Bereich der Digitaltechnik sein, um z. B. Samplingfrequenzen zu checken. Bei diesen Messignalen sollten sogar dynamische Lautsprecher abgeklemmt und zur Kontrolle billigste Kopfhörer eingesetzt werden.

    Bei den „bekannteren“ Messsignalen ist auch Vorsicht beim sog. „weißen Rauschen“ angesagt. Hier fallen nämlich die hohen Frequenzen im Pegel nicht ab, sondern bleiben auf dem „Niveau“ der tiefen Frequenzen. Der Hochtöner bekommt als sehr viel Energie ab.

    Ab wann genau der Gerfahrenbereich erreicht wird, lässt sich nicht sagen, das es ein direktes Zusammenspiel zwischen Frequenz UND Energie gibt.

    Relativ ungefährlich ist das „rosa Rauschen“, bei dem die hohen Frequenzen in einem bestimmten Verhältnis immer weiter „abfallen“ und dadurch mit steigender Frequenz immer weniger Energie auf den Hochtöner kommt.

    Ebenfalls relativ ungefährlich ist der „gleitende Sinus“, mit dem z. B. eine Frequenzgangmessung des LS durchgeführt wird und wie er in allen Testprogrammen (z. B. von Audionet) erzeugt werden kann.

    Aber auch beim rosa Rauschen und dem gleitenden Sinus gilt: NICHT übertreiben. Denn ein Fehler bei der Wahl des Messsignals oder beim Messablauf ist beim LDR oder beim Coax seeehr teuer.

    Nachdem wir also Messsignale als eine gewisse Gefahrenquelle lokalisiert haben, gibt’s noch eine üble Falle in unserer Musikanlage.

    Werden Verstärker in ihrem Grenzbereich betrieben, können hochfrequente Verzerrungen entstehen, das sogenannte Clipping. In diesen Situationen kann ebenfalls eine „tödliche Dosis“ hochfrequenter Energie auf einen Magnetostaten einströmen. Das hat erst einmal überhaupt nichts mit der angegebenen Ausgangsleistung des Verstärkers zu tun. Ganz im Gegenteil.

    Die Chancen „stehen gut“, dass ein leistungsschwacher Amp dem Magnetostaten gefährlicher werden kann, als ein Kraftprotz. Daher ist auch eine Angabe zur max. Belastbarkeit eines LS eine trügerische Sicherheit, da durchaus die Situation eintreten kann, dass ein 50 Watt-Verstärker sogar einen MasterOne „abschießen“ kann.

    Nun ist nicht jeder 30- oder 50-Watt-Verstärker eine potenzielle Gefahr für den Lautsprecher, da bei der Qualität des Verstärkers sehr viele Faktoren eine sehr große Rolle spielen (wie z. B. das Netzteil).

    Verstärker geben auch oftmals „Warnsignale“ von sich, in dem sie z. B. in der Dynamik einbrechen. Ist dieser Punkt erreicht, sollte allerdings der Pegel reduziert werden.


    Schadensbild

    Wie bemerkt man bei der Hochtonfolie einen Überlastschaden?
    Ganz einfach, sie gibt keinen Ton mehr von sich. Denn in solchen Fällen kann tatsächlich ein Loch durch extreme Überhitzung in die Folie gebrannt werden. Und da dabei nicht nur die Trägerfolie perforiert, sondern gleichzeitig die Leiterbahn unterbrochen wird, fließt kein Strom mehr. Aus und vorbei.

    Ein ganz schmaler Grat zum Totalschaden ist eine braune Verfärbung auf der Hochtonfolie, die ebenfalls auf eine extreme Hitzebelastung hindeutet. Hier kann zumindest von einer Schwächung der Trägerfolie ausgegangen werden.

    Aber auch die Gefahr kann relativ entspannt angegangen werden. Kurt beschrieb im Forum einmal, welcher Temperaturbereich da eigentlich im Gespräch ist. Unter Nutzung einer Kraftprotz-Endstufe und einem Extrempegel lagen an der Folie Temperaturen von um die 35 – 40 Grad an. Eine Gefahr für die Folie tritt bei um die 400 Grad ein!


    Fazit: Ein guter Amp und ein feines Musiksignal…. eher tritt ein dauerhafter Hörschaden ein, bevor die Folie einen Schaden nimmt.



    Vielen Dank an Kurt für seine technische Korrekturlesung.
    Zuletzt geändert von nk; 03.11.2013, 12:39.
    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

    #2
    Lautsprecher/Raum Optimizer

    Hallo Norbert
    Mal angenommen, ich möchte einen Lautsprecher/Raum Optimizer in meine Anlage integrieren.
    Hersteller solcher Geräte, z.Bsp. die französische Firma Trinnov nutzen für das Einmessen MLS Signale, welche dem Weißem Rauschen sehr ähnlich sind.
    http://de.wikipedia.org/wiki/Maximum_Length_Sequence
    Es stellt sich jetzt für mich die Frage, ob solche Einmeß-Prozeduren einem Bändchen schaden können. Die Pegel der Mess-Signale können je nach Raumgröße bzw. Hörentfernung (Entfernung des Messmikrofons zum LS) schon ganz ordentliche Werte annehmen.

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      #3
      Hallo twice

      Wir machen unsere Messungen seit Jahrzehnten mit MLS Signalen und FFT Analyzern. Zum Teil auch im Diffusfeld in mehreren Metern Abstand und mit ausreichend Pegel. Bis heute habe ich noch nie eine Folie abgefackelt. Aber wie du richtigerweise erwähnst, kann ein MLS Signal auch des Guten zuviel sein... ich würde einfach mal etwas defensiv beginnen :-)

      Grüsse
      Kurt

      Kommentar


        #4
        Hallo Kurt,
        besten Dank für die (wie immer) rasche Stellungnahme.

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