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PIEGA-Besuch, Sept. 2011

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    PIEGA-Besuch, Sept. 2011

    Teil 1

    Es war mal wieder soweit, dass ich die Versuchsabteilung von PIEGA besuchte und natürlich auch alle anderen fleißigen Menschen in Horgen.

    Im Vorfeld hatte Kurt mir schon angedroht "es gibt was auf die Ohren" :-)

    Gehört wurde über die Neukomm-Arbeitskombi, um einen perfekten A/B-Vergleich durchzuführen. Als Zuspieler diente dort der Neukomm-Player. Aber auch die große Marantz-Kombi wurde eingesetzt, welche über NA7004/Notebook Musik machte.

    Da es sich um noch "nicht veröffentlichte" Speaker handelt, habe ich von Kurt das OK bekommen, meine ganz persönlichen Eindrücke bereits jetzt der Fangemeinde mitzuteilen. Auch darf ich an dieser Stelle etwas über die technischen Veränderungen berichten.


    Die wesentlichen Veränderungen

    Gehäuse

    Premium 50.2 und die Coax 70.2 sind im Gehäuse noch steifer geworden, was durch Verstrebungen erreicht wird, die mit dem Profil verlaufen. Diese Verstrebungen sind fester Bestandteil des Profils und werden durch eine geänderte "Pressform" erzeugt.

    Bei der 70.2 wird optional ein Holzfurnier in einem weltweit einmaligen Verfahren aufgeklebt. Weiterhin optional wird ein aus einem Stück gefräster Alusockel erhältlich sein.

    Bei der 90.2 gehen die Änderungen noch weiter. Hier fällt das 2-schalige Gehäuse weg, das in der Herstellung extrem aufwändig war. Die neue Form ist ein durchgehendes Profil mit zusätzlichen Verstrebungen - also vergleichbar mit den beiden kleineren Typen. Hier ist allerdings eine (noch) größere Presse erforderlich geworden, zumal das Gehäuse einen Hauch breiter wurde, was dem großen Coax geschuldet ist.

    Die grundsätzlichen weiteren Dämpfungsmaßnahmen mit zusätzlichen Holzverstrebungen und Dämmplatten bleiben bei allen Typen.

    Der neue LDR MK II

    Rein äußerlich ist für den absoluten Laien der neue LDR lediglich durch einen kleinen roten Schriftzug erkennbar.

    An der Größe und Form der eigentlichen Membran änderte sich nichts, sie ist in den geometrischen Abmessungen optimal.

    Das hintere Gehäusevolumen (von außen nicht sichtbar) wurde massiv kleiner, ich schätze mal: 3/4 weniger Gehäusetiefe. Ein kleineres Chassis-Gehäuse hat zur Folge, dass weniger Material eingesetzt wird, was eine Schwing-/Resonanzverbesserung bedeutet. Denn: weniger Material = weniger Eigenschwingung des Gehäuses (analog zum LS-Gehäuse).

    Der Folienträger (die "Plastikfolie") und die Ätztechnik, die praktisch das nicht "benötigte" Aluminium wieder "ausschneidet", wurden verbessert.

    Die wichtigste Änderung ist aber im eigentlichen Antrieb zu finden. Durch zwei weitere Magnetstäbe auf der Frontplatte wird das Magnetfeld "fokussiert/gebündelt". Die "Bündelung" und somit die Verstärkung des Magnetfeldes erforderte ein geändertes Spulenlayout auf der Folie. Man kann es vielleicht so ein bisschen vergleichen mit einer Glühlampe, die einen Reflektor bekommt. Das Licht wird gebündelt und da, wo man es benötigt, wird es heller.

    Die Auswirkungen aller Veränderungen sind ein höherer Wirkungsgrad und die Möglichkeit, den neuen LDR tiefer anzukoppeln. Weiterhin haben sich die Verzerrungswerte noch stärker verbessert.

    Alle Coax-Besitzer müssen sich jetzt keine Gedanken machen, denn ein hinteres Hochtongehäuse gibt's beim Coax überhaupt nicht. Die Änderungen im Antrieb des LDR waren im Coax "schon immer" vorhanden. Es sind die beiden Magnetstäbe links und rechts auf der Frontplatte neben der Hochtonfolie. Im neuen LDR kann man die Magnetstäbe sehen, wenn man von vorne schräg in den Spalt zwischen Folie und Frontplatte sieht. Dann blinzeln einem die beiden Magnetstäbe freundlich entgegen.

    Für PIEGA-Neulinge: NUR GUCKEN, NICHT ANFASSEN, die hauchdünne Folie ist extrem berührungsempfindlich.

    Frequenzweichen

    Bedingt durch die Gehäuseveränderungen und deren Auswirkungen sowie natürlich durch den neuen LDR mussten je nach Modell die Frequenzweichen mehr oder weniger stark angepasst werden.
    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

    #2
    Teil 2

    Die Hörsitzungen


    Premium 50.2

    Der vor rund einem Jahr gehörte Prototyp ließ schon die Fähigkeiten des neuen LDR erkennen. Jetzt ist natürlich ein Prototyp (oder eine Master Jubilé) nicht unbedingt aussagekräftig für den Massenmarkt. Ändert sich also ein Großserienprodukt auch so gewaltig, wie es die Papierform verspricht? Ja!!! Auch wenn jetzt einige vielleicht ungläubig gucken. Die alte und die neue 50er sind nur noch im flüchtigen Outfit ähnlich. Ansonsten ist es ein völlig anderer LS, wie es der perfekte A/B-Vergleich mit Pegelabgleich bewies.

    Der Bass:
    Kann man der alten 50er hier einen gewissen "Schlendrian" mit dem Hang zur Spaßgesellschaft unterstellen, lässt die 50.2 nicht den geringsten Zweifel an den ganzen Betrachtungen zum Thema Gehäuseeinflüsse. Straff, perfekt durchorganisiert und ohne "Blähungen" wird das gesamte Tonspektrum der beiden Bässe blitzartig durchlaufen.

    In der Folge besteht die kleine Möglichkeit, dass einige Rockfans die etwas fülligere Variante der alten Version vorziehen. Man hat den Eindruck, dass die alte Version hier mehr Bass schiebt. Das ist aber nicht so. Die Neue erledigt ihre Arbeit nur deutlich schneller, straffer und ist im Endergebnis neutraler - bei gleichem Tiefgang.

    Die Beobachtungen beim Prototypen vor ungefähr einem Jahr in Sachen Hochton können nahezu unverändert übernommen werden.

    Die neutralere und präzisere Gangart im Bass sowie die Veränderungen im Hochton ließen im A/B-Vergleich zwei verschiedene Johnny Cash vor uns stehen. Die Alte zeigte einen Herren mit sonorer und leicht crispiger Stimme. Die Neue sagte sehr ehrlich und offen, dass das ein recht alter Mann war, der schon viel erlebte und ganz offensichtlich nicht mehr endlos Zeit hatte. Jede Gefühlsregung in einer Stimme, jede Basssaite auf dem Akustikbass, jedes zarte Ausschwingen eines Beckens oder das Blasgeräusch bei einem "F-Laut" kommt mit einem enorm hohen Maß an Realität rüber - in dieser Liga nahezu einmalig.

    All diese Informationen erfordern keine hohen Pegel. Die 50.2 bringt das alles bei angebrachten Pegeln, wenn eine Ami Winehouse mit zittriger Stimme "To Know Him Is To Love Him" schmachtet. Erstaunlich - für mich schon sehr überraschend - wie die neue 50er aber auch mit satten Pegeln umging. Selbst das Drum-Solo von Henrik Freischlader wurde "mehr als ordentlich" in den großen Raum gedroschen.

    In aller Kürze: Der "Frischling" kann alles besser und das, obwohl die alte 50er alles andere als ein schlechter LS war.


    Die Coax 70.2

    Es ist für einen Entwickler immer wahnsinnig schwer, etwas sehr gutes noch besser zu machen. Viel geändert hat sich bei der 70er im ersten Augenschein nicht. Die Chassis-Bestückung ist geblieben, die Frequenzweiche veränderte sich in Details.

    Trotz dieser scheinbar kleinen Veränderungen war der Unterschied (A/B-Vergleich) hörbar. Insbesondere in den Bereichen, in denen sich im Allgemeinen die Gehäuse ins Geschehen einmischen, bewahrte die 70.2 mehr Überblick und agierte präziser. Dabei ist den PIEGA-Fans klar, dass die Alu-Boxen von PIEGA in dem Punkt sowieso schon auf einem enorm hohen Niveau sind. Daher war es verblüffend, dass immer noch "was geht". Bedenkt man, dass bisher PIEGAs auf diesem Gebiet bereits mustergültig waren, wird einem ganz "schwummerig", was bei durchschnittlichen Gehäusen passiert. Dort ist es im Rahmen des Möglichen, dass das Gehäuse einen lauteren Ton abstrahlt als ein einzelnes LS-Chassis, und zwar auch noch lang anhaltend (Massespeicher) und zeitversetzt. Dies kann so extrem erfolgen, dass es sogar zu Interferenzen (Auslöschungen oder Aufdickungen ) kommen kann. Bedingt durch die zeitlichen Verschmierungen solcher Gehäuse werden die dynamischen Fähigkeiten einiger Chassis praktisch "in die Tonne getreten".

    Die Veränderungen der Frequenzweiche beinhalten auch Maßnahmen, welche sie in Kombination mit dem steiferen Gehäuse etwas "schlanker" daherkommen lässt. Aber das sollte man bitte auf keinen Fall mit "Bassschwäche" verwechseln. Es ist vielmehr so, dass die neue 70er "schlackefreier" in den Frequenzkeller geht. Das macht sich bei einer sonoren Männerstimme (z. B. Johnny Cash) auf die Art bemerkbar, dass noch mehr Informationen in den Feinheiten vorhanden sind. Bei Johnny Cash hört man das Alter und "knurrige" seiner Stimme noch genauer heraus. Diese Information spielt sich im Grundtonbereich ab.

    Auch recht deutlich konnte das beim Schlagzeug gehört werden. Alle Felle waren auf der 70.2 straffer gespannt. Insbesondere der Bezug der Bassdrum war richtig hart angezogen.

    Insgesamt ist sie ehrlicher und neutraler geworden. Dabei änderte sie ihren Charakter nie, egal welcher Pegel anlag. Oftmals ist es so, dass LS nur in einem engen "Lautstärkefenster" gut sind. Wenn es lauter wird, fangen sie an lästig zu werden oder bei sehr leiser Wiedergabe fällt das Klangbild in sich zusammen.

    Nein, die 70.2 macht keinen Unterschied in dieser Hinsicht. Sie kann prügeln und sie kann die Seele streicheln. Apropos "prügeln": Während wir es schafften, dass die alte 70er bei "Voodoo Child" (siehe Musik-Ecke, 2. Quartal 2011) eine Blockadehaltung einnahm (die Bässe schlugen tatsächlich an), spielte die neue 70er ohne allzu großen Stress weiter. Ursächlich dafür ist allerdings nicht das Gehäuse, sondern eine Veränderung in der Weiche, die eine "straffere Führung" der Bässe nach sich zieht.

    Tendenziell sind die Unterschiede zur alten 70er nicht so groß wie bei den 50ern. Wie schon gesagt, etwas sehr Gutes zu verbessern ist nicht leicht. Aber alle Veränderungen sind reproduzierbar und nachvollziehbar.

    Für viele vielleicht interessant, wie der Unterschied zur 50er ist. Der Coax hält sich seine kleine Verwandtschaft schon noch auf Distanz. Es ist das Arbeitsumfeld des Mitteltöners, der mehr Luftigkeit und Natürlichkeit bringt. Der ganze Bereich klingt einfach transparenter und lockerer.
    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

    Kommentar


      #3
      Teil 3

      Die 90.2

      Ist die 70.2 eine klassische "Evolutionsstufe", müsste man eigentlich bei der 90.2 von einer Neuentwicklung sprechen. Das neue Gehäuse und der große Coax, der identisch mit dem aus der 120er und MasterOne ist, und die zwangsläufigen Veränderungen in der Weiche stellen praktisch einen Neubau dar, bei dem lediglich die Basschassis blieben.

      Im Gegensatz zur 50.2 und 70.2 ist die 90.2 noch nicht ganz fertig, von daher könnten noch kleine Änderungen erfolgen.

      Ich habe ja niemals ein großes Geheimnis daraus gemacht, dass ich ganz persönlich mit der 120er nie richtig warm wurde. Nicht, dass es ein schlechter Speaker ist. Natürlich ist die 120er völlig berechtigt ein Mitglied der Weltelite und ich verstehe auch die, die die Fähigkeiten einer 120er schätzen und lieben. Aber mir fehlte immer so ein wenig die klangliche Eleganz, Homogenität und Lässigkeit, die eine C40 unnachahmlich rüberbrachte. Vielleicht drängt sich so ein wenig ein anderer Vergleich auf: BMW R 1200 R vs. Triumph Speed Triple. Beides tolle Motorräder, aber von klar unterschiedlicher Herangehensweise ans Thema.

      Es ist natürlich etwas kindisch, in dieser Liga von "kräftigen" Bässen oder "tollen" Höhen zu schreiben. Hier gelten andere Maßstäbe: Wie können feindynamische Strukturen aufgelöst werden? Wie involviert der LS den Hörer ins Klanggeschehen? Kurz: Die Emotionen. Oder: Wie präzise ist alles rund ums Thema Raumdarstellung? Und natürlich: Drückt der LS der Musik seinen Stempel auf?

      Die 90.2 schafft es, dass Musik - ähnlich wie beim MasterOne - wie aus einem Stück aus dem LS förmlich herausfließt. Keine Information des Datenträgers wird ausgelassen oder etwas hinzugefügt. Die 90.2 macht das alles im hohen Maße mit einer größeren Gelassenheit als die Vorgängerin oder die 70.2. Sie erfüllt klar die Forderungen, die ich an einen solchen LS stelle. Sie mischt sich nicht ins Klanggeschehen ein, verhält sich neutral und macht "nur" das, was der Tonträger von ihr fordert. Sie bringt nichts unter, was nicht zur Musik gehört, sie ist dynamisch nicht am Gängelband durch dämpfende und ohr-schmeichelnde Maßnahmen. Luftig leicht, transparent, präzise, neutral... alle Forderungen nach einer möglichst naturgetreuen und emotionalen Darbietung erfüllt sie auf höchster Ebene.

      Nahezu unfassbar ist die extrem räumliche Abbildung im Millimeterraster. Beim Akustikbass von Big Daddy Wilson hat man mit einer irrsinnigen Selbstverständlichkeit beim Aufschlagen der dicken Saiten gehört, dass der Bassist entweder in der Nähe einer Raumecke oder in einem sehr kleinen Raum war, ein trockener und kurzer Nachhall zeugte davon. Die neue 90er ließ absolut nichts aus. Johnny Cash stand mit seiner alten, knarzigen Stimme in perfekter Abmessung direkt vor uns. Wenn seine Gesangspartnerin feinfühlig einsetzte, wurden "so ganz nebenbei" auch deren feinste Nuancen und Phrasierungen in der Stimme wie mit einem zusätzlichen Spotlight ausgeleuchtet. Ein absoluter Traum.

      Aber trotzdem muss ich einfach auf den Bass kommen. Auffällig wurde dieser bei "Sleep Like a Child" von Joss Stone. Dieser Bass ist nur sehr selten wirklich genießbar, liegt er doch unter 40 Hz, wird richtig langgezogen und mischt sich somit in aller Regel auch noch mit den Raummoden. Die 90.2 brachte diesen fiesen Ton mit höchster Genauigkeit. Ja, der Bass erinnerte schon an meine alte Kombi C40/Subwoofer.

      Bei der alten 90er (nicht im Vergleich gehört) hatte ich immer irgendwie das Gefühl, dass sie nicht so richtig "weiß", wo sie hingehört. Will sie der 120er zur Seite stehen oder die große Schwester der 70er sein? Und natürlich war da auch das Preisgefüge. Zu weit weg von der 70er, zu dicht an der 120er.

      Jetzt hat sich die 90er "freigeschwommen" und steht selbstbewusst als vielleicht homogenste und coolste Vertreterin in der PIEGA-Familie hinter dem Dipol. Daniel brachte es mit einem Wort auf den Punkt: unspektakulär. Damit ist sie absolut langzeittauglich. Stundenlanges Musikhören ist ohne Ermüdungserscheinungen möglich. Ganz im Gegenteil, bei der neuen 90er entsteht ein Suchtpotenzial und man will immer mehr. Dass die 120er noch tiefer kann, noch lauter kann... was soll's? Die 90.2 klingt unglaublich homogen, in sich geschlossen.

      Ich glaube, ihr merkt schon, was ich von der 90.2 halte. Ohne wenn und aber: Der klanglich legitime Nachfolger ihrer Heiligkeit C40 heißt für mich persönlich C(oax) 90.2


      Fazit der "3 Neuen"

      Die Neuerungen haben die 50.2 sehr deutlich nach vorne gespült. Sie klopft ganz selbstbewusst eine ganze Klasse höher an die Tür und der Eintritt wird ihr nicht verwehrt.

      Die 70.2 ist eher in Richtung Feintuning zu sehen. Einfach "nur anders" ist sie auf keinen Fall. Es ist genau das Quäntchen, um aus einem sehr guten Speaker einen überragenden LS zu machen.

      Bei der 90.2 gibt's nur eins: Vom Mauerblümchen zum Superstar.

      PIEGA geht mit den neuen Boxen einen richtigen aber auch sehr mutigen Weg. Weg vom (allerdings sehr guten) Mainstream im Bass, hin zur Effektlosigkeit mit hoher Neutralität. Diese grundsätzlichen Charakterzüge wurden prima vom Master in die kleineren Geschwister übertragen. Ich persönlich liebe solche Sachen, auch wenn sie nicht unbedingt massenkompatibel sind. "Die 3 Neuen" überlassen das Sounding dem Tontechniker und der Elektronik.

      Aber eines ist wirklich wichtig: Verwechselt bei einer Hörsession nicht die gesteigerte Neutralität der Drei mit "weniger" Bass. Das Gegenteil ist der Fall. Jeder der Drei besitzt in dem Bereich mehr Information, mehr Präzision und eine größere "Schnelligkeit" als der Vorgänger, ohne dass am eigentlichen "Tiefgang" irgendetwas beschnitten wurde.


      Was gab's noch....?

      Ein Denkmodell: Die Schallpegelerzeugung steht im direkten Zusammenhang mit Membranfläche und/oder Membranhub. LS-Systeme, die unverzerrte Extrempegel bringen können, erzeugen selbstverständlich im „leiseren“ Betrieb noch weniger Verzerrungen. Da ein großer Membranhub aber hohe Verzerrungen in sich birgt, hat der Weg über die Membranfläche einige Vorteile. Allerdings sind große Membranflächen auch nicht ganz unproblematisch, so dass es sich anbietet, eine große Membranfläche auf viele gleichartige Chassis zu verteilen. Viel tiefer will ich jetzt nicht einsteigen.

      Aber es könnte vielleicht einen Versuchsträger geben, der aus ganz vielen LS-Chassis bestehen würde, mächtig groß wäre und wo so viel Magnetmaterial verbaut werden könnte, dass man gar nicht über den Preis nachdenken dürfte. Wenn aber ganz viele Chassis im Hoch-Mittel-Ton verbaut werden würden, müsste auch über den Bass nachgedacht werden. Da könnte man dann schon in Bereiche einer ausgewachsenen Kühl-Gefrierschrank-Kombi kommen. Die liegen oftmals zwischen 300 - 400 Liter. Nur mal zur Erinnerung: MasterOne hat 85 Liter!

      Würde es ein solches System geben, wäre alles bisherige von PIEGA ein zartes Lüftchen. Während MasterOne einem bei der Bassdrum in den Magen tritt, könnte man bei einem solchen System von einem Hochgeschwindigkeitszug überfahren werden. Das alles praktisch unverzerrt, ohne Klirr, nicht die geringste Kompression. Ohne die kleinste Vorwarnung wird man bei der Wiedergabe eines Livekonzertes von der Basswelle überschwemmt. Es gibt im Pegel keine Grenze. Die Grenze gibt ausschließlich der Hörer vor. In Sachen Dynamik könnten Ebenen erreicht werden, die bisher für nicht möglich gehalten wurden. Bei „leiserer“ Wiedergabe wären Verzerrungen an der Grenze der Messgerätetechnik, ohne dass Dämpfungsmaßnahmen eingesetzt werden, die der Dynamik abträglich sein könnten.

      Klar, kein System für die Besenkammer, 100 m² können es schon sein, alles wäre richtig groß und auch das Sparkonto sollte über einen gewissen Umfang verfügen.

      Das sind ja ganz schön viele "vielleicht, könnte, würde", denn es ist ja nur ein Gedankenspiel - oder ????? Vielleicht, alles ist möglich oder auch nicht... wer weiß :-)

      Nach rund 9 Stunden mit viel Hören und sehr viel technischen Infos verging ein toller Besuch in Horgen. Bei allen, die ich von der Arbeit abhielt, möchte ich mich an dieser Stelle für ihr Entgegenkommen bedanken.

      Auf dem Rückflug bimmelten mir zwar noch die Ohren, aber das kam wohl vom Druckunterschied und nicht wegen eines "Denkmodells". Ich sollte mich mit solchen "Denkmodellen" aus gesundheitlichen Gründen nicht zu lange beschäftigen ;-)
      Norbert,
      der NUR den eigenen Ohren vertraut

      Kommentar


        #4
        Hallo Norbert,

        ist für mich schon frustrierend, als Besitzer der TC70X, dass die CoaX70.2 im Bassbereich schlanker und trockener auftritt ! :x
        Ich liebe es knochentrocken und dennoch ohne Härte.
        Ist wohl nix mit dem LS für's Leben !

        Grüsse aus dem Frühnebel, Andreas

        Kommentar


          #5
          Danke Norbert, sehr schöner und informativer Bericht.

          Gibt es denn nun die neuen 50.2 und 70.2 wahlweise in Alu-silber, Alu-schwarz und Alu mit Holzfurnierüberzug?

          Und wie klingt die 50.2 und 70.2 bei SEHR leisen Pegeln? Stichwort: Rücksichtsvoller Audiofan in einer mässig isolierten Mietwohnung um Mitternacht.

          Kommentar


            #6
            Hallo Norbert,

            danke für die lebhaften Eindrücke.

            Ich habe auch eine Frage:
            Die 90er ist ja nun am stärksten verändert worden (großer Coax).
            Ich gehe davon aus, dass die 120er zunächst mal so bestehen bleibt??

            Da die 90er und die 120er sich zuvor ja im Bass (zumindest von der Ausstattung)
            gleichten, frage ich mich:
            Verfolgt die 90er nun ein anderes Gehäusekonzept,
            Stichwort großer Coax für kleine Räume??

            Ist die 90er nun tendenziell eher eine 70er mit großem Coax???

            Danke schon mal vorab für alle Infos.
            Natürlich stelle ich die Fragen nicht gänzlich ohne Hintergedanken

            Kommentar


              #7
              @Lewin

              Die Standardausführung bleibt das silberfarbene Gehäuse. So wie ich Kurt verstanden habe ist das OPTINONALE Holzfurnier erst einmal nur für die 70er vorgesehen.

              Aber ich gebe die Frage mal weiter.


              Natürlich haben alle neuen Modelle die Aufgabe "laut und leise" über sich ergehen lassen müssen. Die Musikspanne reichte vom zarten Frauenstimmchen mit Gitarre bis Live-Rockkonzert. Und das alles bei den entsprechenden Pegeln. Das Aufgabengebiet "23:00 Mietshauspegel" ist für die Drei nicht das geringste Problem. Unter Umständen kommst du in Bereiche, wo eher die Elektrik an dieser Stelle schwächelt, Stichwort ClassA/B - ClassA.


              @Lars
              Weiterentwicklungen müsen in allen technischen Bereichen erfolgen, egal ob Auto, Kamera, Motorrad oder eben LS. Von daher wird es immer weiter gehen, auch mit den anderen Modellen. Ob aber ganz gezielt an der 120er, 30er oder sonstigen Modellen "geschraubt" wird, weiß ich nicht.

              Aber auch diese Frage gebe ich mal weiter.


              Du konntest ja mit PIEGAs schon immer in verhältnismäßig kleinen Räumen zu tollen Ergebnissen kommen. Wir hatten ja schon häufiger die Überlegungen mit kleinen Räumen. Aber die Physik kann nicht ausgehebelt werden. In einem unglücklich geschnittenen Raum können sich die Raummoden so ausbilden, dass es eigentlich egal ist, ob eine 30er, 70er, 90er oder 120er drin steht. Von daher würden alle Gesamtsysteme im Bass zu viel machen. Es wird halt einfach von "schlimm" auf "ganz schlimm" mit den Kraftprotzen.

              Nein, die "neue Ausrichtung" ist tatsächlich durch das neue Gehäuse (mit den zusätzlichen Längsversteifungen) und durch die "straffere Führung" über die Frequenzweiche erfolgt.


              Ist die 90er nur eine 70er mit großem Koax? Nein, sie ist ein Statement für sich und was für eins. Ich vermute jetzt einfach (kann mich aber auch irren) dass die Daten auf dem Datenblatt, was den Frequenzgang nach unten angeht, zwischen den beiden gar keinen großen Unterschied erkennen lassen. OK, die 90er ist etwas breiter, könnte daher auch etwas mehr Innevolumen haben, was natürlich auf den Bass Wirkung hat. Wir haben die beiden auch nicht im direkten Vergleich gehört, aber aus der Erinnerung würde ich sagen, dass der Bass jetzt nicht soooooo gewaltig unterschiedlich war. Zumal ja ein Bass, wie bei Joss Stone eher die Ausnahme ist.

              Nur eine 70er mit großem Koax? Nun ja, wie sich der große Koax auswirkt, hast du ja am eigenen Leibe erlebt. Ist also eine C40 auch "nur" eine größere C8 LTD Nein, es ist eine eigene Welt.

              In Sachen Amplitudengang auf dem Messblatt werden sich die beiden Coaxe kaum unterscheiden, denn das Ziel ist ja immer ein glatter Frequenzgang. Aber die Art und Weise, wie unterschiedlich die beiden Musik machen, ist schon deutlich hörbar.
              Norbert,
              der NUR den eigenen Ohren vertraut

              Kommentar


                #8
                Die Option Makassar Beplankung auf der umlaufenden Rückseite wird mittelfristig für die 50.2 / 70.2 und 90.2 verfügbar sein.

                Die 120er wird unverändert weiter produziert.

                Und hier noch ein spekulatives Bildchen.....

                Grüsse
                Kurt
                Angehängte Dateien

                Kommentar


                  #9
                  Zitat von nk Beitrag anzeigen
                  Ist die 90er nur eine 70er mit großem Koax? Nein, sie ist ein Statement für sich und was für eins. Ich vermute jetzt einfach (kann mich aber auch irren) dass die Daten auf dem Datenblatt, was den Frequenzgang nach unten angeht, zwischen den beiden gar keinen großen Unterschied erkennen lassen. OK, die 90er ist etwas breiter, könnte daher auch etwas mehr Innevolumen haben, was natürlich auf den Bass Wirkung hat. Wir haben die beiden auch nicht im direkten Vergleich gehört, aber aus der Erinnerung würde ich sagen, dass der Bass jetzt nicht soooooo gewaltig unterschiedlich war. Zumal ja ein Bass, wie bei Joss Stone eher die Ausnahme ist.

                  Nur eine 70er mit großem Koax? Nun ja, wie sich der große Koax auswirkt, hast du ja am eigenen Leibe erlebt. Ist also eine C40 auch "nur" eine größere C8 LTD Nein, es ist eine eigene Welt.

                  In Sachen Amplitudengang auf dem Messblatt werden sich die beiden Coaxe kaum unterscheiden, denn das Ziel ist ja immer ein glatter Frequenzgang. Aber die Art und Weise, wie unterschiedlich die beiden Musik machen, ist schon deutlich hörbar.
                  Soweit alles klar. Danke.
                  Piega muss sich ja im Sortiment zusätzlich zu den Verbesserungen der einzelnen Modelle auch immer Gedanken um klare Abgrenzungen im Sortiment machen.
                  Mir ist nun noch nicht ganz klar geworden, wer nun eine neue 90er kaufen soll und wer eine "alte" 120er.

                  Kurts Gedanken hier zu täten mich schon interessieren.

                  PS: Das "Nur" war nicht despektierlich, kannste dir ja denken

                  Kommentar


                    #10
                    @Kurt: Heidewitzka, Herr Kapitän :oops:

                    Aber Ade´ Coax!

                    Kommentar


                      #11
                      Zitat von Lars Beitrag anzeigen
                      Aber Ade´ Coax!
                      Der Koax würde bei solch einem Denkmodell keinen Sinn ergeben.

                      Die Anordnung ist unter dem Begriff "Line Source" oder auch "Line Array" bekannt. Da wäre ein Koax kontraproduktiv.

                      Denksportaufgabe: Das Denkmodell ist ein waschechter Dipol, der LDR ist aber hinten geschlossen.....


                      NACHTRAG
                      Ich hab hier noch was zum Theme Line Array, für die, die tiefer einsteigen möchten, wenn auch in erster Linie aus dem Bereich Beschallungstechnik



                      Im HiFi-Bereich gab's immer wieder solche Systeme (auch in Abwandlungen). Man denke an die IRS, die ADAM OSS oder aktuell die T&A
                      Zuletzt geändert von nk; 26.09.2011, 09:19.
                      Norbert,
                      der NUR den eigenen Ohren vertraut

                      Kommentar


                        #12
                        @ Lars

                        Ganz im Gegenteil. Aber natürlich gibt es verschiedene Wege die nach Rom führen. Da ist zum Einen unser Koax, der als Punktschallquelle vermutlich den Stand der Technik repräsentiert. Doch gibt es auch die Line Source und da kann man sich ja auch ein paar Gedanken machen.

                        Grüsse
                        Kurt

                        Kommentar


                          #13
                          Die Coax 90.2 ist der richtige Lautsprecher für den, der zu spät gemerkt hat, dass er sich doch eine C40 hätte leisten sollen. Notabene zum halben Preis...

                          Die Coax 120 ist der Lautsprecher für grosse Räume und sehr hohe Pegel.

                          Grüsse
                          Kurt

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                            #14
                            Super, endlich wieder ein klassischer Superlautsprecher für überschaubare Raumgrößen.
                            Und demnächst dann einen Linewandler
                            für Ballsääle und uneingeschränkte Dynamikorgien.
                            Passt doch alles!
                            Freu mich schon, die 90er mal zu hören

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                              #15
                              Schaut mal genau auf das Bildchen, dort könnt ihr zwischen dem linken Folienrand und der Frontplate den zusätzlichen (hellen) Magnetstab sehen. Auf der rechten Seite befindet sich natürlich auch ein Magnetstab.
                              Zuletzt geändert von nk; 29.09.2011, 18:22.
                              Norbert,
                              der NUR den eigenen Ohren vertraut

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