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Tritt die Musik in den Hintergrund?

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    Tritt die Musik in den Hintergrund?

    Ein kritischer Beitrag in der avguide, den ich inhaltlich - leider - sehr ähnlich sehe....



    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

    #2
    Ich fahre Motorrad auf der Rennstrecke und würde mal die Parallelen wie folgt ziehen:

    Wenn du die beste Öhlinsgabel (mit Gasdruck) fahren willst, dann musst du dafür auch das fahrerische können haben, sonst funktioniert das Fahrwerk nicht richtig und du bist unter Umständen langsamer als mit der "normalen" Gabel von Öhlins. Für alle Nicht-Motorradfahrer: Öhlins ist ein Premium Fahrwerkshersteller aus Schweden, dessen Teile goldfarbig sind.

    Auf unsere Leidenschaft bezogen würde ich dies folgendermassen übersetzen: Um einen High-End Lautsprecher zu nutzen, musst du auch die entsprechenden Voraussetzungen haben: Raum, Stromversorgung, Geräte, Kabel, etc. Erst dann können die Komponenten ihr Potenzial ausleben.

    Wer wie ich in einer Mietwohnung lebt, Rücksicht auf Partnerin und Haustiere nehmen muss, ist besser bedient mit etwas kleinerem Geschütz, welches auch einfacher in der Aufstellung ist und mit den einrichtungstechnischen Anforderungen der genannten Partnerin einigermassen kompatibel ist.
    Nichts desto trotz lassen sich die Vorzüge der Piega Lautsprecher geniessen. Ich bin immer noch in die Bändchen-Hochtöner meiner P4 verliebt, und dies jeden Tag, wenn ich meine Anlage einschalte. Ich kann die samtigen Stimmen und die Präzision des Hochtöners noch immer geniessen.

    Oder auf die Rennstrecke bezogen: Ich fahre so ungefähr 12-14 Sekunden langsamere Rundenzeiten als Tom Lüthi, je nach Rennstrecke. Trotzdem muss ich nicht sein Rennmotorrad haben. Auch eine aufgepeppte Serienmaschine reicht für mich, bringt mich längstens an meine persönlichen Grenzen, ist für mich jedoch in (finazieller) Reichweite und bereitet mir immense Freude.
    Klar geniesse ich jede Schraube und technische Finesse einer MotoGP Maschine und bewundere, was machbar ist.

    Genauso sehe ich es mit High End. Beeindruckend, was machbar ist, aber auch im Kleinen kann man geniessen und wertschätzen ....

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      #3
      Hi dslr,

      ich glaube, der Beitrag zielt in eine andere Richtung.

      Ich hatte schon vor geraumer Zeit den Verdacht geäußert, dass in vielen Fällen die HiFi-Technik zum Selbstzweck mutierte. Da gibt's HighEnder, die zwar eine spezielle Gerätesicherung heraushören, aber eine Piccoloflöte nicht von einem Didgeridoo unterscheiden können. Es wird zänkisch diskutiert, dass der klangliche Himmel nur mit DSD erreichbar ist, während die CD ihr technisches Potenzial nicht einmal im Ansatz ausreizt und moderne Produktionen hochkomprimiert in die Ohren gedrückt werden.

      Die Spielweise oder das künstlerischen Können der Musiker ist auf Menge betrachtet kaum noch relevant.

      Meine Beobachtung, die in etwa den avguide-Artikel unterstützt: Unsere Gesellschaft ist generell zu "technikgläubig" geworden. Das siehst du auch in anderen Bereichen. Nie waren Fotoapparate "cleverer" als heute. Sind deswegen die Bilder besser geworden oder wurden gar mit der Analogfotografie nur Sch...bilder gemacht? Was macht also ein gutes Bild aus? Und nicht anders ist es in der Musikwiedergabe. Nur weil ich unter meinen LS von Jungfrauen umtanzte Spikes eindrehe, wird die Musikaufnahme weder künstlerisch, noch aufnahmetechnisch besser.

      Da du das Beispiel mit den Motorrädern brachtest... Wie viele, die sich an diversen Moped-Treffpunkten zusammenrotten, können denn ihre Heizer-GSX-RR-Hyper-Supersport wirklich artgerecht auf der Rennstrecke bewegen? Nicht selten habe ich den Eindruck, dass nicht einmal alle wissen, was der Lenkimpuls ist. Wenn sie dann im Sicherheitstraining von einem Brot-und-Butterholmotorrad "abgebürstet" werden, drehen sie wie verrückt an ihrer Zug- und Druckdämpfung, weil die Temperatur nicht zum Reifen und der Reifen nicht zum Asphalt passt.

      Wie viele tragen eine Taucheruhr bis 200 Meter, die mit der Uhr höchstens Duschen gehen?

      Geht es also tatsächlich oft um Statussysmbole oder um die Betonung eines Lifestyles?
      Norbert,
      der NUR den eigenen Ohren vertraut

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        #4
        Hallo nk

        Deinem Beitrag kann ich voll und ganz zustimmen.

        Bei mir stand der "perfekte Sound" zwar immer im Vordergrund, aber ich bewegte mich teilweise auf sehr dünnem Eis...
        Dies deshalb, weil ich eine Zeitlang alles versuchte, mit einer bescheidenen Kette den perfekten Klang zu erreichen.
        Die Technik, die ich damals als Klangverbesserer zusammenkaufte ist hier nicht wirklich eine Zeile wert.

        Heute bin ich mit meiner für mich stimmiger Kette - ohne jegliche unnötigen Geräte - vollends zufrieden.
        Erst mit dieser Kette war es für mich möglich z.B. "Sgt. Pepper's Lonely Hearts Club Band" als das Wunderwerk geniessen zu können, was es ist.
        Das gleiche gilt für Werke wie "The Boogie Man" oder "Innervisions" oder "Put me in a Taxi" etc.
        Zuletzt geändert von Coax68; 25.05.2016, 10:46.
        TP3 TP50 Coax70 was wird folgen?
        Piega-Begeisterung über Jahre....

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          #5
          Mir ist Musik hören wichtiger als Klang hören. Gute Musik kann Stimmung vermitteln, auch wenn sie nicht besonders audiophil abgespielt wird. Kann man z.B. in jeder afrikanischen Dschungeldiskothek erleben. Allerdings bin ich musikalisch unbegabt und kann gewisse Feinheiten gar nicht unterscheiden.

          Trotzdem habe ich Verständnis für Klang-, Elektronik-, Design- und Protzfreaks - wenn sich einer an einem dicken Kabel aufgeilen will (oh, was habe ich da gerade geschrieben...), finde ich das okay. Jeder hat eben so seine Hobbies. Ich habe z.B. nur Massivholzmöbel in der Wohnung, Spanplatten kommen mir keine rein, obwohl ich wahrscheinlich in einem Blindschlaftest mein Bett nicht von einem billigen Ikeabett unterscheiden könnte.

          Mechanik-affine Leute tragen auch gerne eine Automatikuhr, bei der man durch horrende Aufpreise eine raffinierte Mechanik einbaut, welche die Laufgenauigkeit stark erhöht, aber immer noch viel schlechter ist als bei einer billigen Quarzuhr. Brauche ich nicht, aber finde ich okay, auch dann wenn es gar nicht um die Mechanik geht, sondern den Preis.

          Und wenn superreiche Asiaten die MLS kaufen und damit Arbeitsplätze in Horgen sichern, ist auch das okay, auch wenn gewisse Käufer kaum eine Gitarre von einer Trompete unterscheiden können (so wie ich...).

          Ich sehe das also etwas entspannter. Trotzdem unterstütz ich den Tipp mit den Konzerten in Wien.

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            #6
            Ist das nicht höchst individuell? Welche Niveau-Unterschiede nehme ich noch wahr und empfinde tatsächlich mehr Genuss, UND auch die aufgerufene Rechnung wird noch akzeptiert? Es gibt Menschen mit ansonsten üppigem Lebensstil, deren musikalisches Equipment aus einfachstem Zeug besteht ... Alles eine Frage der Priorltäten.

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              #7
              Die High-End in München ist ja nun definitiv keine Veranstaltung, wo nur das Equipment für Millionäre ausgestellt wird ... das find ich etwas unfair für das Klassentreffen (fast) der gesamten Branche. Man sollte eine Idee haben, was interessiert, sonst erschlägt's einen ...
              Zuletzt geändert von oeringer; 24.05.2016, 00:00.

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                #8
                Hi buayadarat,

                ja, deine Argumente sind richtig. Aber der Typ mit der Automatikuhr im 6-stelligen Eurobereich wird mir sicherlich nicht erzählen, dass "seine Zeit besser" ist. Er weiß es ja selbst, dass die mechanische Uhr nicht genauer gehen kann, als über Funksignal oder GPS synchronisierte Uhren. Das ist natürlich eine auch eine Lebensphilosophie. Welcher Sinn steckt in einem Diamantring? Es ist einfach das Schöne, das Besondere, vielleicht auch Protzen ...

                Aber wie sieht's bei den HighEndern aus?

                Die gesamte HiFi-Technik ist heute auf einem Stand, dass Aufnahmen entstehen und hörbar sein müssten, dass wir nur so dahinschmelzen. Genau das Gegenteil ist aber der Fall. Dafür erzählen mir HighEnder, dass mit einer neuen Sicherung im Verteilerkasten die Musik nicht wieder zu erkennen ist und die Spielweise viel mehr Fluss enthält.

                Da erzählen mir Marketingleute oder HighEnder wie "mächtig tief und druckvoll" die Bassdrum über Gerät x kommt, obwohl sich eine durchschnittliche Bassdrum in Wirklichkeit gar nicht so anhört. Aber wie viele glauben jetzt, dass sich eine Bassdrum so "mächtig tief und druckvoll" anhören muss? Und dann lege das faszinierende Schlagzeugsolo "Oscar Peterson; Exclusively For My Friends; Medley, Waltzing Is Hip - Satin Doll" auf und beobachte, wie viele HighEnder von dem Schlagzeug "enttäuscht" sind.

                Klar, die ganze heimische Musikwiedergabe von Konserve in unserem Hörzimmer ist eine Welt der Illusionen. Genau deshalb sollten sich die Musikfans auch mal Zeit und Muße nehmen, ab und zu real gespielte Instrumente zu hören. Es muss nicht das Wiener Konzerthaus sein. Fußgängerzone, Musikkneipe....reicht aus. Nicht selten entsanden in solchen Musikkneipen tolle Aufnahmen, wie die erwähnte "The Boogie Man" (wenn wir die von Vince Weber meinen).

                Ansonsten existiert nämlich die ganze HiFi-Technik wirklich nur zum Selbstzweck.
                Norbert,
                der NUR den eigenen Ohren vertraut

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                  #9
                  Sehr schön finde ich auch den ersten Kommentar dazu über die Händler, die NULLKOMMANULL zuhören, sondern ihr gehyptes Schema F Produkt loswerden wollen.
                  Es gibt nur wenige die bisher begriffen haben, dass ich kein Streaming Produkt kaufen werde. Nein, sicher nicht. Wirklicht nicht!
                  Dafür habe ich ein Faible für massive Endstufen, aus dem vollen gefrästes Material. Wenn das irgendwo Plastik dran ist, dann ist das für mich ein Minuspunkt. Egal wie es klingt.
                  Wie oft ich an meinen Piegas vorbeigehe und mit der flachen Hand über die Topplatte streiche. Ohne Quatsch, einfach das haptische Erlebnis.
                  Genauso wie am morgen eine qualitativ hochwertig Uhr mit ihrem kalten Metall anzulegen. Wunderbar.
                  Ja, ich steh auf solche Dinge.
                  Und wenn ich einen oldschool Hubraum Motor starte und die ganze Karre durchgeschüttelt wird, dann zieht es meine Mundwinkel nach oben.
                  Ob das Elektroauto an der Ampel schneller ist (oder wäre) ist mir völlig egal. Es geht bei mir um das Feeling - abseits von objektiven Werten!

                  Und da trifft es Piega schon ganz gut:
                  Die Lautsprecher sehen sehr wertig aus, ohne aber mit übermäßigem Bling Bling zu protzen.

                  Muss aber jeder für sich selbst ausmachen!

                  Wenn mir aber einer esoterische Klangschälchen aufschwatzen will oder mir partout nicht zuhört, dann kann ich schon ärgerlich werden.
                  Auch mit ein Grund, warum ich seit ein paar Jahren nicht mehr auf die HighEnd fahre.

                  Weniger das zuviel an BlingBling, als vielmehr das Verar... der Leute.
                  (und das sage ich als Kabelfetischist)

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                    #10
                    Am Ende des Tages geht es auch bei den HiFi-Herstellern ums Geld verdienen und jährlich Umsätze zu erhöhen. Von der schnelllebigen Technologie in anderen Bereichen fühlten sich viele HiFi-Hersteller wahrscheinlich unter Druck gesetzt, bzw. zur Nachahmung angestiftet. Denn was will man dem Kunden bei einer Stereokette als neu und besser verkaufen ggü. bspw. seiner bestehenden "alten" Anlage? Da entstehen dann halt "kreative" Features im Sinne von "S.. sells" und Dinge die nur im Labor messbar sind, welche das Geschäft ankurbeln sollen.

                    Bei Piega steht m.E. die Klangtreue noch im Mittelpunkt, jedoch kann sich auch Piega nicht gänzlich vor diesem "Trend" verschliessen. Weshalb sonst wurde kürzlich die Classic-Serie (wieder) eingeführt? Aus klanglicher Sicht bestand dafür doch ggü. der Alupressprofil-Konstruktion doch gar kein Grund.

                    Eines nehme ich jedoch aus diesem Thread für mich mit, ich werde dem Aufruf wieder reale Instrumente live zu hören wieder vermehrt nachkommen.

                    Gruss
                    Markus
                    Zimmerlautstärke ist, wenn ich die Musik in allen Zimmern gut hören kann.

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                      #11
                      Hallo

                      Ich verstehe und teile auch diese Meinung das die Musik, sprich das Wesentliche aus den Augen verloren wird.
                      In München war es eine Wohltat den Raum mit den Coax zu betreten, nachdem ich einiges in Preislichen Regionen hören "musste" wogegen eine Piega, durchaus als Schnäppchen bezeichnet werden kann.
                      Da kam echt bei vielen keine Musik für mich heraus, grauenhaft Teilweise. Obwohl dort Instrumente gespielt werden, merken manche nicht wie falsch die Wiedergabe ist. Die Musikanten werden auch von den Messebesuchern regelrecht ignoriert. War sehr amüsant gewisse Dinge dort zu beobachten, kann echt jedem empfehlen sich seine eigenen Eindrücke dort zu holen. abgesehen davon das es mir zu stressig und zu laut war.

                      War dort um mir diverse Plattenspieler anzusehen aber wirklich Klassisch Schöne gab's nur die Signature.

                      Ich bevorzuge immer eine möglichst neutrale Kette will das hören was in der Rille steckt.

                      Analog ist meines Erachtens immer angenehmer und somit auch die natürlichere Art, für mich die Richtige.
                      Sei es im Audiobereich oder in der Optik, unsere Organe arbeiten schließlich auch analog.
                      Zuletzt geändert von oliversum; 24.05.2016, 20:55.

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                        #12
                        Ich bin da in vielen Punkten mit Norbert einig.

                        Ein Thema welches mich schon länger beschäftigt. Es ist doch immer wieder absolut erstaunlich, was schon für Soundqualität aus der guten alten CD herausgekitzelt werden kann, wenn im Aufnahmestudio entsprechender Aufwand betrieben wurde. Sprich dort auch Leute am Werk waren, denen die Authentische Wiedergabe der Musik im Wohnzimmer wirklich am Herzen liegt
                        (Man nehme z. Bsp. die letzten Alben von Doug McLeod).

                        Die Qualitätsunterschiede verschiedener Aufnahmen ist traurigerweise oft wirklich wie Tag und Nacht. Aber gerade mit hochwertigen Lautsprechern wird einem halt auch bewusst, dass es auf dem Markt leider mehr Nachtet als Taget...

                        Gerade bei Live-Aufnahmen ist es manchmal schon ernüchternd wie die Atmosphäre unter die Räder kommen kann, nur weil bei der Aufnahme gemurkst wurde und die ganze Faszination der Dynamik somit flöten geht. Klar, die Musik an sich mag ja trotzdem gut sein, aber wenn man der Leidenschaft hifi fröhnt, liebt man doch gerade dieses feeling einer guten und dynamischen Wiedergabe, die einem glauben lässt am Ort des Geschehens zu sein.

                        Ich denke die Aufnahmequalität ist wichtiger als die Anlage im Hörraum. Denn wie schon erwähnt, nutzt der allerbeste Speaker rein gar nichts, wenn er sch... wiedergeben muss.

                        Am Ende wird noch beinahe andersrum ein Schuh draus. Eine Piega haut einem dann die Sünden der Musikindustrie gnadenlos um die Ohren.

                        Aber eben: Der grösste Teil der Musikkonsumenten hören Musik über ihr smartphone und finden dann noch zu allem Übel das klinge super... Na ja, immerhin müssen sie sich nicht über schlechte Aufnahmequalität ärgern;-)

                        Gruss
                        Roman

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                          #13
                          man muss aber auch aufpassen, dass man sich zum Schluss nicht an irgendeiner qualitativ genialen Aufnahme ergötzt, die einem vom Stil her überhaupt nicht zusagt!
                          Irgendein Free Jazz der nach gequälten Katzen klingt könnte noch so gut aufgenommen sein, würde hier trotzdem garantiert nicht laufen...

                          Ist aber oft zu beobachten, dass die Leute dann Aneinanderreihungen von krassen Stücken hören - nur um sich an der Qualität zu ergötzen.
                          Oder von Filmen begeistert sind - nur weil Bild und / oder Ton gut gemacht sind.

                          Der Inhalt sollte schon auch gefallen...

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                            #14
                            Der Hype um Analogtechnik ist das beste Beispiel einer Entwicklung, die ich nicht nachvollziehen kann.

                            Kurioserweise ist das Klammern an "alte" Technik fast nirgendwo so ausgeprägt, wie im HiFi-Bereich.

                            Es gibt Liebhaber klassischer Autos, klassischer Motorräder, klassischer Uhren ... Aber keiner dieser Fans würde sagen, dass die Gegenstände "besser" waren. Betrachten wir uns nur schon die Bremsen alter Fahrzeuge, die Reifentechnik... Für all diese Fans gilt das Besondere, die Haptik, das Schöne usw., aber nie der wirkliche Nutzwert oder die „Überlegenheit“ der Technik.

                            Weil das Beispiel mit den Kameras in dieser Runde angesprochen wurde... Auch in dem Sektor gab es jahrelang viel Streit darum, welche Fototechnik denn nun die "besseren" Bilder liefert. Ich denke, genau an der Stelle muss zwischen der technischen und der künstlerischen Betrachtung unterschieden werden. An der künstlerischen Qualität eines Bildes hat die Kamera kaum Einfluss, da hier uralte Gestaltungsregeln Anwendung finden. Im technischen Bereich sind die heutigen Kameras den alten Analogkameras zum Teil haushoch überlegen, siehe z. B. den Kontrastumfang. Schaut euch nur den Gebrauchtmarkt bei den alten Analogkameras an. Dort sind selbst alte Traumkameras nur noch Ramschware, wenn man von besonderen Sammlerstücken absieht.

                            Als im Hifi-Bereich mit viel Getöse die Digitaltechnik Einzug hielt, wurde das Ende der Analogtechnik prognostiziert. Heute ist Analogtechnik ein Hype, Revox überlegt sogar, wieder eine Bandmaschine zu produzieren.

                            Das Besondere dabei ist, dass mir sehr oft erzählt wird, dass es auch besser ist. Wieso ist ausgerechnet (oder sogar nur) im HiFi-Bereich die technische Weiterentwicklung so wenig zielführend, dass z. B. Spurfehlwinkel, Tonarmresonanz, Gleichlauffehler, eingeschnürte Dynamik usw. der Analogdreher zu einem "besseren" klanglichen Ergebnis führen? Sind also in der Vergangenheit die mechanischen Negativeinflüsse der Analogtechnik völlig überbewertet worden? Wenn diese Einflüsse der Analogtechnik anscheinend kaum Relevanz haben, wie sieht es dann im Bereich der Digitaltechnik aus, wenn deren Negativeinflüsse um ein vielfaches niedriger liegen?

                            Es gab mal im TV eine schöne Doku über die berühmten Muscle Shoal-Studios. Es kamen viele Musiker zu Wort, die von der „guten alten Zeit“ schwärmten und allesamt den Sound als „besser“ einstuften, als in der Digitalwelt. Aber es wurde deutlich unterschieden. Denn es wurde nicht die Digitaltechnik verteufelt, sondern die Arbeitsweise –- wie entstanden die Aufnahmen. Während „früher“ oft Studiosessions auf 3-Spur-Maschinen angesagt waren, wird „heute“ mehr „berechnend“ vorgegangen. „Die Seele der Musik ginge dabei verloren“, so die Kernaussage.

                            Hören wir uns einige alte Aufnahmen an und vergleichen die mit den modernen Produktionen, wird schnell klar, was damit gemeint ist. Natürlich immer auf die Menge betrachtet.

                            Hier schließt sich dann der Kreis zu dem Blog in der avguide. Viele kennen doch Musik nur noch von der Konserve und können den Klang eines realen Instrumentes von dem eines künstlich erzeugten Klanges gar nicht mehr unterscheiden. Die Ernüchterung kommt dann, wenn der Vergleich Originalklang mit der heimischen Wiedergabe erfolgt. Genau in diese Kerbe schlägt der Blog.

                            Auch hier natürlich immer auf Menge betrachtet. Denn selbstverständlich gibt es Menschen, die sich teure HiFi-Technik leisten wollen/können und „trotzdem“ ausgezeichnet hören.



                            Zuletzt geändert von nk; 25.05.2016, 09:25.
                            Norbert,
                            der NUR den eigenen Ohren vertraut

                            Kommentar


                              #15
                              Zitat von nk Beitrag anzeigen
                              Der Hype um Analogtechnik ist das beste Beispiel einer Entwicklung, die ich nicht nachvollziehen kann.

                              Kurioserweise ist das Klammern an "alte" Technik fast nirgendwo so ausgeprägt, wie im HiFi-Bereich.

                              Es gibt Liebhaber klassischer Autos, klassischer Motorräder, klassischer Uhren ... Aber keiner dieser Fans würde sagen, dass die Gegenstände "besser" waren. Betrachten wir uns nur schon die Bremsen alter Fahrzeuge, die Reifentechnik... Für all diese Fans gilt das Besondere, die Haptik, das Schöne usw., aber nie der wirkliche Nutzwert oder die „Überlegenheit“ der Technik.

                              Weil das Beispiel mit den Kameras in dieser Runde angesprochen wurde... Auch in dem Sektor gab es jahrelang viel Streit darum, welche Fototechnik denn nun die "besseren" Bilder liefert. Ich denke, genau an der Stelle muss zwischen der technischen und der künstlerischen Betrachtung unterschieden werden. An der künstlerischen Qualität eines Bildes hat die Kamera kaum Einfluss, da hier uralte Gestaltungsregeln Anwendung finden. Im technischen Bereich sind die heutigen Kameras den alten Analogkameras zum Teil haushoch überlegen, siehe z. B. den Kontrastumfang. Schaut euch nur den Gebrauchtmarkt bei den alten Analogkameras an. Dort sind selbst alte Traumkameras nur noch Ramschware, wenn man von besonderen Sammlerstücken absieht.

                              Als im Hifi-Bereich mit viel Getöse die Digitaltechnik Einzug hielt, wurde das Ende der Analogtechnik prognostiziert. Heute ist Analogtechnik ein Hype, Revox überlegt sogar, wieder eine Bandmaschine zu produzieren.

                              Das Besondere dabei ist, dass mir sehr oft erzählt wird, dass es auch besser ist. Wieso ist ausgerechnet (oder sogar nur) im HiFi-Bereich die technische Weiterentwicklung so wenig zielführend, dass z. B. Spurfehlwinkel, Tonarmresonanz, Gleichlauffehler, eingeschnürte Dynamik usw. der Analogdreher zu einem "besseren" klanglichen Ergebnis führen? Sind also in der Vergangenheit die mechanischen Negativeinflüsse der Analogtechnik völlig überbewertet worden? Wenn diese Einflüsse der Analogtechnik anscheinend kaum Relevanz haben, wie sieht es dann im Bereich der Digitaltechnik aus, wenn deren Negativeinflüsse um ein vielfaches niedriger liegen?

                              Du sprichst mir aus der Seele!!
                              Zimmerlautstärke ist, wenn ich die Musik in allen Zimmern gut hören kann.

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