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PIEGA-Besuch September 2013

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    PIEGA-Besuch September 2013

    Mit Sven (Aurumer) besuchte ich Kurt und das ganze PIEGA-Team. An dieser Stelle erst einmal unser ganz herzliches Dankeschön an das ganze Team, das nach den sehr stressigen „Open Days 2013“ immer noch gut gelaunt unsere Fragen beantwortete.


    An dieser Stelle ein paar Hörererlebnisse von Prototypen. Natürlich habe ich dafür auch wieder das OK von Kurt, einschl. für die Bildchen.

    Wird sich PIEGA untreu? Da stehen doch tatsächlich drei Prototypen mit seeeeehr großen Gehäusen und den Folien-Chassis noch im rohen MDF-Gehäuse. Es ist aber geplant diese auch im Holzgehäuse zu verkaufen. Natürlich viiiiiiel schöner.

    Die Geschichte dieser Systeme ist ganz interessant. Vor einiger Zeit erzählte mir Kurt, dass es Märkte auf diesem Planeten gibt, die wollen, dass es rumst im Zimmer und zwar richtig. Also gilt: großer Tieftöner und großes Gehäuse.

    Insgesamt gibt’s von diesen „Böllern“ 3 Modelle. Wenn man so will, sind es die bösen und sehr großen Geschwister der 50.2, 70.2, 90.2. Kenner erkennen sofort ein System: LDR, kleiner Koax, großer Koax. Dabei hat die „Kleinste“ ein grösseres Volumen als die 120er, nämlich irgendwas um 80 Liter!!! Die Große hat zwei 26er-Tieftöner!, die auf ein ~160-Liter-Volumen arbeiten.

    Die Gehäuse sind so groß, dass es keine Alupresse gibt, die ein einziges Strangpressprofil in diesen Abmessungen herstellen kann. Nicht vergessen: Die 120.2 besteht aus zwei Gehäusehälften, was eine sehr arbeits- und kostenintensive Fertigung bedeutet.


    Natürlich ist es jetzt noch zu früh für ein abschließendes Urteil. Die Frequenzweiche lag noch fliegend verdrahtet auf dem Boden und eine endgültige Abstimmung muss dann auch noch im endgültigen Gehäuse erfolgen. Rein elektrisch gesehen war das vielleicht ein „~75% Stand“. Das Gehäuse ist natürlich noch gaaanz weit davon entfernt, um über ein Serienoutfit zu philosophieren, es wird aber garantiert nicht nach Apfelsinenkiste aussehen. Wir hörten den Prototypen ohne Direktvergleich zu jetzigen Serienmodellen. Aber trotz des 1. Prototypen-Stadiums konnten wir so UNGEFÄHR abschätzen, wohin die Klangreise geht.

    Hier geht’s ab, aber richtig. Man, Leute, was hatten wir für einen Spaß, das Kind im Manne Die Talking Heads mit „Burning Down The House”: Das tolle Synthie-/Percussion-Erlebnis im letzten Drittel des Songs riss uns komplett die Schädeldecke auf. Brutal knallten die Talking Heads-Perscussion gegen das Brustbein während gleichzeitig der E-Bass und die Synthies ein Bassfeuerwerk zündeten. ZZTop, als ihre Platten noch einen DR-Wert von 11 oder gar 13 aufwiese, jagten uns ein ultrabreites Grinsen auf’s Gesicht. Jawohl, auch das kann etwas mit HighEnd zu tun haben.

    Über eines müssen wir uns bei den Prototypen überhaupt keine Gedanken machen:
    Großes Gehäuse + großer Tieftöner = laut UND tief.

    Da wird wirklich ein Machtwort gesprochen, wenn die große Kiste loslegt. Das ist aber nicht polternd-aufbrausend, sondern eher mit selbstverständlicher Gelassenheit. Denn die wagenradgroßen Tieftöner machen bei nicht-gesundheits-gefährdenden Pegeln so gut wie keine Bewegung.

    Der große Koax macht - wie langweilig – seinen „üblichen“ Job.

    Mehr will ich jetzt nicht schreiben, denn das wäre in diesem Baustadium mehr als unfair.

    Ich kann mir durchaus vorstellen, dass es auch in Europa für die „Holzis“ eine große Käuferschicht geben könnte. Wer den neutralen, analytischen und natürlichen PIEGA-Hoch-Mitteltonbereich zwar sehr gut findet, allerdings mit dem Alugehäuse nichts anfangen kann, könnte hier eine Alternative finden.

    Im Bildchen seht ihr den großen Prototypen mit der 90.2 als Größenvergleich.
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von nk; 26.09.2013, 09:41.
    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

    #2
    Geschlossene Box vs. Bassreflexsystem

    Kommen wir zu einem ganz außergewöhnlichen Projekt und nennen es an dieser Stelle einfach mal „E=gB“ (Experiment=geschlossene Box)

    Ein paar grundsätzliche Betrachtungen:

    Der größte Batzen aller LS am Markt sind Bassreflex-Systeme. Dabei ist es egal, ob es sich um Studio-, Heim-, Regal- oder Standboxen handelt. BR-System zeichnen sich dadurch aus, dass sie bei moderater Größe einen "ordentlichen Bass" verwirklichen können, ohne dass die Kosten explodieren. Als Nachteil liest man in den üblichen Beschreibungen, dass das Impulsverhalten etwas schlechter ist. Das liegt daran, dass eine BR einen Resonator beinhaltet, der seinerseits über ein "Eigenschwingverhalten" verfügt.

    Einige "Hifi-Kenner" erkennen darin das "typische, unpräzise Bassverhalten einer BR-Box". Das ist natürlich maßlos überzogen und nach meiner Meinung auch nicht richtig, wenn man das Gesamtergebnis im Auge behält. Denn in der Praxis wird das Bassverhalten sehr stark vom Raum beeinflusst. Was nützt mir eine Verbesserung beim LS im ms-Bereich, wenn der Raum bei 30 Hertz eine Sekunde nachschwingt? Hinzu kommt, dass unser Ohr im Tiefbass gar nicht so empfindlich ist. Unterm Strich ist also eine ordentliche BR-Konstruktion weit davon entfernt, ein "unpräzises Bassgewabbel" an den Tag zu legen. Erschwerend in der Gesamtbetrachtung ist, dass zwar geschlossene Boxen messtechnisch ein besseres Impulsverhalten besitzen, dies aber durch höhere Klirrwerte bzw. und/oder Pegelbegrenzung erkauft wird, was im systembedingt größeren Membranhub seinen Ursprung hat. Ein eher sehr mäßiger Wirkungsrad rundet das „Minuspaket“ ab.

    Der Bau:

    Anfang des Jahres verriet mir Kurt, dass ihm so eine Idee im Kopf rumschwirrt. Ein etwas größerer Regal-Lautsprecher, klassischer 2-Weger mit LDR, geschlossene Box. Kurts Erfahrungen kann ich kurz machen: sehr präziser aber relativ wenig Tiefbass, kritisches Verhalten bei hohem Pegel. Kurz: Das typische Klischee.

    Kurt dachte und baute weiter und stellte einen 3-Weger aus MDF auf die Boxenfüße. Als er mir Details verriet, wurde klar: KEIN Koax. Zwar wurde das LS-Volumen größer, um den Bass "massentauglich tief" zu bekommen, aber um eine möglichst schmale Schallwand zu erzielen, muss das 26 cm-Chassis! auf die Seitenwand. Durch die seitliche Montage kann es aber nicht "sehr hoch gehen", weil ansonsten das Bündelungsverhalten und die mögliche Ortbarkeit die seitliche Montage unmöglich macht. Das verwendete Bass-Chassis geht nur bis ~150 Hz und ist somit sogar für den großen Coax nicht erreichbar. Es musste somit ein "klassischer" Mitteltöner rein, der dann an den LDR übergibt. Der kleine Mitteltöner ist PIEGA-Fans bekannt, es ist das gleiche Chassis wie in der Coax 10.2. Der Mitteltöner gibt dann an den LDR weiter.

    Damit einige "unschöne Effekte" beim geschlossenen Prinzip ausbleiben, hat Kurt einen Hochpass-Filter vorm Bass verbaut.

    Wie klingt's?

    „E=gB“ ist so ungefähr bei der 50.2 angesiedelt und da diese auch über den LDR verfügt, verglichen wir beide Speaker im perfekten A/B-Vergleich über die beiden Verstärkerzüge der Neukomm-Kombi, also gleichlaut.

    Ich will an dieser Stelle gar nicht so sehr auf den Mitteltonbereich oder den LDR des „E=gB“ eingehen. Da gibt’s im Markt fertige Produkte, die deutlich schlechter spielen. Es war/ist ja ein Versuch mit dem Themenschwerpunkt „geschlossene Box vs. BR“

    Die ersten Minuten spielte „E=gB“ und mein erster Eindruck war „hui“.

    Allerdings war es dann doch ein deutlicher Unterschied, als die 50.2 aufspielte. Die 50.2 kam im Bass einfach „knalliger“, viel direkter. Sie sprang uns förmlich an. Ausgerechnet in der angeblichen Paradedisziplin der geschlossenen Box war die 50.2 mit ihrem BR immer besser.

    Obwohl die Physik erst einmal dagegen spricht, kam der Verdacht auf, dass der seitlich abstrahlende Tieftöner suboptimal ist. Das ist schwer nachvollziehbar, da es auch nicht richtig erklärt werden kann, denn eigentlich breiten sich die Wellen in dieser Größenordnung kugelförmig aus. Es war auch gar nicht so sehr der Tiefgang, sondern eher das persönlich empfundene "Druckgefühl". Im Verhältnis zu einem direktstrahlenden Chassis, wirkte das seitlich strahlende Chassis etwas "in Watte gepackt". Es gibt ja einige Modelle im Markt, die einen seitlichen Tieftöner haben und bei allen habe ich ein ähnliches Gefühl. Ob das nur eine Kopfsache ist? Keine Ahnung.

    Baut Kurt aber den Tieftöner auf die Schallwand, wird sie mächtig breit, was dann wieder in Sachen Abstrahlverhalten neue Überlegungen erfordert. Als Alternative könnten viele kleine Bass-Chassis eingesetzt werden, was aber auch wieder auf die Baugröße und Kosten geht. Oder aber eine noch breitere Schallwand, um sich der „unendlichen Schallwand“ zu nähern, was nicht immer wohnraumfreundlich ist. Irgendwie ist da so eine Endlosschleife…

    Im Endergebnis konnte ich beim gestrigen Versuch überhaupt keine Vorteile für das geschlossene System erkennen. Maximal „anders“, aber nicht „besser“. Wäre „E=gB“ "massenkompatibel"? Ich persönlich glaube es nicht, weil einfach das Verhältnis Baugröße vs. klangliches Ergebnis für die BR günstiger ist. Das ist natürlich nicht repräsentativ, allerdings wird die Pauschalaussage „geschlossen = impulstreuer“ zumindest relativiert.

    Das Hauptproblem ist aber schlicht und ergreifend der relativ schlechte Wirkungsgrad, was zwar im Wohnzimmer jetzt nicht so von Bedeutung ist, wohl aber bei der Händlervorführung im Vergleich mit der Konkurrenz. Kurt schätzt, dass „E=gB“ einen ca. 5 – 6 dB geringeren Kennschalldruck gegenüber vergleichbaren BR-Systemen hat, was fast einer (technischen) Halbierung des Schalldruckes entspricht. Oder simpel ausgedrückt: Dieses System spielt recht leise und hätte damit immer einen großen Nachteil bei den üblichen Verkaufsvorführungen ohne peniblen Pegelabgleich. Wenn dann noch das Hochpassfilter einigen Verstärkern ihre Grenzen aufzeigt, verringern sich die Verkaufschancen noch weiter.

    Fazit: Tolles Experiment mit viel Diskussionspotenzial, aber eher etwas für die Gallerie. PIEGA bleibt dem Bassreflex treu. Unterm Strich sind moderne und gute BR-Systeme in der Summe aller Eigenschaften der bessere Weg und somit ist es für mich nachvollziehbar, dass die mit Abstand meisten Systeme im Markt nach diesem Prinzip arbeiten.

    Im Bild ein Größenvergleich mit einer CD und der 50.2
    Angehängte Dateien
    Zuletzt geändert von nk; 06.06.2014, 06:43. Grund: übler Grammatikfehler
    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

    Kommentar


      #3
      Auch von meiner Seite ein großer Dank und ein dickes Lob an Kurt und alle Piega-Kolleginnen und Kollegen, natürlich auch insbesondere an Daniel, der uns ebenfalls durch den ganzen Tag begleitet hat!
      Was ich gestern an Gastfreundschaft, Freundlichkeit und Kompetenz erleben durfte, war einfach nur großartig.

      Den klanglichen Beschreibungen von Norbert, habe ich wenig hinzu zu fügen.
      Was wir gestern gehört haben hat mir aber noch einmal nachdrücklich die Qualitäten der Piega-Lautsprecher vor Augen geführt.
      Die E=gB könnte man, auch in diesem Prototypen-Stadium ohne weiteres ins Geschäft stellen und sie würde ihre Käufer finden. Umso beeindruckender war das Erlebnis, dass die 50.2 da noch einmal eine Schippe Präzision und Natürlichkeit oben drauf legt.

      Und für mich mal wieder Bestätigung und Highlight war später der Wechsel zur 90.2. Was dieser "kleine" Lautsprecher an Homogenität, Natürlichkeit, aber auch Souverenität in allen Frequenzbereichen liefert, ist absolute Spitzenklasse.
      Es hat insbesondere einmal richtig Spass gemacht, zu hören, wie die 90.2 unter nahezu optimalen Bedingungen im Piega Hörraum aufspielt. Ganz großes Kino und für mich die Erkenntnis, dass mein Raum noch deutliches Verbesserungspotential hat.

      Ein ganz anderer Aspekt, der mich schwer beeindruckt hat, war es die Produktion und Montage von Bändchen und Lautsprechern in natura zu sehen. Spontan fällt mir dazu nur der Begriff Manufaktur ein, weil eben fast alles von geschickten und sehr präzisen Händen langsam und extrem sorgfältig montiert und kontrolliert wird. Da steckt viel Herzblut und Aufwand in jedem einzelnen Lautsprecher.
      Die gefühlte Wertschätzung für meine 90.2 hat sich noch einmal deutlich erhöht ;-).

      Was vorher nur eine Vermutung war, hat sich bei mir im Dialog mit Kurt bis ins letzte bestätigt. Bei Piega gibt es keine halbseidenen Sachen oder Vodoo Kram. Da gibt es nur eine riesengroße Kompetenz und Erfahrung gepaart mit fundiertem technischen Fachwissen und hochwertigen Simulations- und Messmethoden. Da hat alles Hand und Fuß und die Lautsprecher klingen nicht zufällig so wie sie klingen, sondern weil Kurt wollte, dass sie genauso und nicht anders klingen.
      Selten habe ich mit jemanden so freundlich und gleichzeitig offenherzig über HiFi, Lautsprecher und deren Entwicklung, Autos und ganz viele andere Themen fundiert diskutieren können, wie mit Kurt. Das hat mir einen Riesenspass gemacht und dafür hier noch einmal extra Dank und Lob!
      Zuletzt geändert von Aurumer; 26.09.2013, 17:27.
      Viele Grüße,
      Sven

      Ein Leben ohne Piega und Accuphase ist möglich aber sinnlos. (Frei nach Loriot)

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