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Kompromisse beim Membran-Material

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    Kompromisse beim Membran-Material

    Betrachten wir uns mal wieder ein Detail des LS etwas genauer:



    Die LS-Membran, Teil 1

    Wie wir wissen, ist bei einem dynamischen LS-Chassis die Membran mit der Schwingspule verklebt. Da die Schwingspule in einen Magneten eintaucht, bewegt sich die Spule, wenn sie von einem Musiksignal durchflossen wird und überträgt somit die Bewegung direkt auf die Membran.

    Jetzt können wir mit einem Blatt Papier einen ganz einfachen Versuch machen. Wir stupsen ein gerades Blatt in der Mitte an und können beobachten, wie es sich verformt. Jetzt reißen wir das Blatt ein, biegen es zu einer Art Trichter und stupsen an der Trichterspitze das Blatt an. Diesmal verformt sich nichts. Das heißt, die übliche Trichterform einer Membran ist einzig und allein der Stabilität geschuldet. Aber auch die Trichterform hat natürlich ihre Grenzen in der Stabilität, da ja im Gegensatz zu unserem Fingertest bei einem LS ganz andere "Geschwindigkeitsbereiche" vorliegen. Unter diesen Realbedingungen kann sich eine LS-Membran teilweise verformen. Der Fachmann spricht in dem Zusammenhang von Partialschwingungen. Diese Partialschwingungen können manchmal so extrem auftreten, dass sogar in einzelnen Bereichen der Membran eine gegenläufige Bewegung stattfinden kann und sich somit Auslöschungen bilden.

    Man kann auch ganz wissenschaftlich sagen, dass die Partialschwingung einsetzt, wenn der größere/äußere Bereich (Ring) der Membran nur noch eine kleine longitudinale Bewegung ("echter" Vortrieb) aber eine große transversale Bewegung ausführt (in sich verbiegt). In einem Artikel bin ich sogar auf den Begriff Ringantiresonanzfrequenz gestoßen.

    Das ist praktisch der "Zeitpunkt", wo der Techniker vom "Aufbrechen der Membran" spricht.

    Neben einer bestimmten Formgebung werden auch unterschiedliche Materialien zur Minimierung dieses Verhaltens eingesetzt. Wie wirken sich diese unterschiedlichen Materialien aber aus?

    Oftmals hört man in Gesprächen, dass der LS xy aggressive und nervende Höhen hat, der LS yz dagegen eher zurückhaltend klingt. Wie kommt das, wenn doch das Ziel grundsätzlich ein linearer Frequenzgang ist? Eigentlich müssten sich doch demnach die LS alle sehr ähnlich anhören, wenn der Frequenzgang halbwegs linear ist. Was ist dafür verantwortlich, dass ein LS "spitz und hart" klingt, ein anderer "weich und softig", obwohl der Messschrieb des Amplitudenganges das nicht hergibt?

    Viele Zeitgenossen erkennen einen Zusammenhang zwischen dem verwendeten Membranmaterial und dem "typischen Klang". So werden Metallkalotten oftmals mit "spröde und hart", Seidenkalotten mit "weich und angenehm" assoziiert.

    Da müssen wir aber etwas tiefer einsteigen. Eigentlich hat jedes Material, jeder Gegenstand und jedes mechanische und auch elektrische Konstrukt eine Resonanzfrequenz = Eigenfrequenz (viele von euch haben vielleicht schon mal in Filmberichten stark schwingende Brücken im Sturm gesehen; wir kennen "klirrende" Gläser im Schrank, wenn laute Musik gehört wird; der Helmholtzresonator.....)

    Und so besitzt auch eine LS-Membran eine Resonanzfrequenz. Jetzt kommt es darauf an, wie ausgeprägt sie ist und in welchem Bereich diese Eigenresonanz liegt. Auf keinen Fall darf diese Frequenz natürlich in dem Bereich liegen, in dem unser LS-Chassis seine Arbeit verrichten soll. Also ist der Konstrukteur bemüht, diese Frequenz in Bereiche zu verschieben, die als "unschädlich" gelten. Beim Hochtöner wird dies in der Regel der Bereich weit oberhalb des Hörspektrums sein. Hier gilt der Grundsatz: je härter, kleiner und steifer die Membran, desto höher die Resonanzfrequenz. Und genau jetzt kommen die "exotischen" Materialien wie Titan, Keramik oder auch Diamant ins Spiel. Diese Materialien haben ein sehr hohes Masse-/Steifigkeits-Verhältnis, sind also bezogen auf ihr Gewicht sehr steif und ihre Frequenz, bei der sie aufbrechen, liegt meistens sehr hoch. Aber auch Kunststoffe oder geschäumte Alu-Membranen sind im Umlauf, mit diesen Materialien aber meistens im Tief-Mitteltonbereich.

    Zwar kann die Eigenresonanz der Membran sehr weit "oben" liegen und trotzdem können Störungen im hörbaren Bereich entstehen. Das hängt damit zusammen, dass sich verschiedene Frequenzen, die von einem LS-Chassis abgestrahlt werden, auch "vermischen" können, es entstehen sogenannte Intermodulationen. Die Eigenfrequenz kann demnach unter Umständen durch diese Intermodulation den eigentlichen Nutzbereich negativ beeinflussen.

    Das Vorhandensein solcher Resonanzfrequenzen ist das Eine. Entscheidend ist aber auch, wie ausgeprägt sie sind, praktisch die Charakteristik/Eigenschaft dieser Verzerrungen. Klingen sie schnell ab, wie "laut".....?

    Kurz: "Harte" Membranen haben (im Allgemeinen) eine recht hohe Resonanzfrequenz, die aber unter Umständen stark ausgeprägt ist und sich mit den hörbaren Tönen "vermischen" kann. Dafür sind Partialschwingungen der Membran kaum vorhanden, was dem Ideal der kolbenförmigen Bewegung entgegenkommt.

    Die andere Überlegung geht dahin, eher mit "weicheren" Materialien zu arbeiten, um die Resonanzen zu dämpfen. Extremversuch: Schnippt mal mit dem Finger gegen ein dünnes Trinkglas und dann an ein kleines Stofftier :-)

    Bekannt in dem Zusammenhang sind z. B. die sogenannten Seiden- oder Gewebekalotten.

    Zwar sind bei einem "weichen" Membranmaterial die Eigenfrequenzen nicht so ausgeprägt, allerdings besteht die Gefahr, dass auch "gewollte" Frequenzen bedämpft werden und die Membran natürlich zu stärkeren Partialschwingungen neigt.

    Von daher kann sich zwar ein auf bestimmte Eigenschaften gezüchtetes System toll messen (z. B. im Klirrfaktor), dafür aber unter Umständen kaum noch "schnell und präzise" sein.

    LS-Konstrukteure müssen also (mal wieder) Kompromisse eingehen. Der Hochtöner darf nicht das Nutzsignal durch Klirrspitzen verzerren. Die Membran sollte möglichst perfekt kolbenförmig schwingen, dabei aber nicht überdämpft werden, was zu "dumpfer" und dynamikarmer Wiedergabe führen kann.

    Gehen wir davon aus, dass zwei verschiedene LS-Boxen auch einen (halbwegs) vergleichbaren Amplituden-Messschrieb haben, kann also eine Ursache für "scharfen Klang" auch im Membranmaterial liegen. Aber das darf auf keinen Fall pauschalisiert werden. Wie immer in dem Sektor kommt es auf das Gesamtkonzept der kompletten Box und insbesondere des LS-Chassis an. So gibt es gute Gewebekalotten und mäßige "Edelmaterial-Kalotten", umgekehrt natürlich auch. Unter'm Strich kann sogar die gute alte Papiermembran einen tollen Job erledigen.


    Ende Teil 1
    Zuletzt geändert von nk; 04.08.2012, 17:19.
    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

    #2
    Die LS-Membran, Teil 2

    Gelegentlich hört man, dass "Extremmaterialien" sehr leicht und somit "schnell" sein können.

    Alles ist relativ. Denn wie schnell die Membran beschleunigt wird, ist vom Verhältnis zwischen Antriebsleistung (Spule, Magnet) und Gewicht (Membran) abhängig. Wird eine "schwere" Membran eingesetzt, muss also auch der Antrieb stärker werden. (Daher ist ein tolles Tuning beim Motorrad die Gewichtsreduzierung beim Fahrer :smile:

    Jetzt kommen sehr oft die Folien (im weitesten Sinne) ins Spiel. Der Vorteil der Folien ist, dass sie ganzflächig - über die gesamte Membran - angetrieben werden. Rein von der Theorie her werden dadurch Partialschwingungen verhindert (sofern man sich innerhalb gewisser geometrischer Größen bewegt). Zusätzlich hat man in der Regel einen Kunststoffträger, auf dem die "Spule" aufgebracht ist, der eine hohe innere Dämpfung besitzt. Wir haben also kaum bis keine Partialschwingungen und eine nahezu perfekte kolbenförmige Bewegung mit hoher innerer Dämpfung der Membran. Theoretisch sind das ideale Membranbedingungen.

    Betrachten wir uns den LDR von PIEGA näher, sehen wir diese kleinen geprägten Rechtecke auf der Folie. NICHT VERGESSEN - NUR GUCKEN, NICHT ANFASSEN. Diese kleinen "Flächensegmente" sorgen unter anderem dafür, dass die Eigenfrequenz der Membran sehr weit nach oben verschoben wird. Gleichzeitig sorgt die Eigenschaft vom Trägermaterial für eine Bedämpfung.

    Aber sind Folien immer leicht und somit immer "schnell"? Nun ja, das ist nicht ganz so einfach zu beantworten. Nimmt man nur die Materialien, ist die Membran eines Folienchassis im Verhältnis zur Fläche sehr leicht. Aber es muss auch Luft bewegt werden und die muss beschleunigt werden. Gerade bei Hochtonmembranen von Bändchen-Systemen ist die "angekoppelte" Masse der Luft* oftmals größer als die Masse der Folie! Neben dem Gewicht der Luft spielt bei sehr großen Flächen auch der Luftwiderstand eine Rolle. Kleiner Versuch im Haushalt: Wedelt einfach mal mit einer großen Plastiktüte, dann kann man sehen, wie sich diese im "Fahrtwind verbiegt".

    Auch hier könnte man natürlich die Leistung des Antriebes zur Überwindung des Luftwiderstandes erhöhen, das geht aber nur innerhalb gewisser bautechnischer Grenzen. Irgendwann wird das Verhältnis Membranfläche <-> Antriebsleistung zu Ungunsten des Folienstrahlers ausfallen, so dass auch hier wieder Kompromisse eingegangen werden müssen. Siehe die vielen Hybride bei den Elektrostaten bzw. die eingeschränkte Dynamik und/oder Pegelfestigkeit sehr großer Flächenstrahler.


    Woran kann man bei der Auswahl eines LS aber erkennen, wie das mit dem Hochtöner ist? Ist er "scharf und spitz" oder "dumpf und langweilig".

    Ganz einfach: durch Hören. Wir müssen viel unterschiedliche CDs und Musik hören. Dann können wir erkennen, ob es eine durchgehende Tendenz gibt, die auf den LS (bzw. die Elektronik) hindeutet.

    Sind alle Musikstücke schön "weich und angenehm" und mit eher "beruhigender Dynamik" (oder umgekehrt), deutet vieles auf die Hardware hin. Gibt's aber keine durchgehende Tendenz und man hat einen Klangeindruck von "weich und softi" bis zu "hart und spröde", liegt der Verdacht nahe, dass die Hardware einen guten Job macht und eher die Unterschiede in der Aufnahme herausgearbeitet werden. Und plötzlich versteht man, warum der Koax mal "brutal und hart" und ein anderes Mal weich wie eine Cremetorte in der Sonne ist.

    Völlig unbeachtet gelassen habe ich spezielle Einsatzgebiete, wo z. B. Feuchtigkeit eine große Rolle spielt (im Boot, Außenbereich, Türlautsprecher im Auto).


    *Das Gewicht der "Luft" beträgt:
    1 Kubikmeter Luft (1000 Liter) = ~1,3 Kg oder
    1 Liter = ~1,3 Gramm


    Meinen besonderen Dank an Kurt für die fachliche Unterstützung und sachliche Korrektur.
    Norbert,
    der NUR den eigenen Ohren vertraut

    Kommentar


      #3
      Zitat von nk Beitrag anzeigen
      Ganz einfach: durch Hören. Wir müssen viel unterschiedliche CDs und Musik hören. Dann können wir erkennen, ob es eine durchgehende Tendenz gibt, die auf den LS (bzw. die Elektronik) hindeutet.
      Hallo Norbert,

      Gratulation zu deiner recht verständlichen Beschreibung einer eigentlich sehr komplexen Materie.

      Die meisten „ LDR- “ und vor allem „Coaxhörer“ unter uns haben sich an das spezifische Klangbild der Folientechnik gewöhnt, als auch bestimmt schätzen gelernt.

      Wer aber noch auf der Suche nach einem passenden LS ist, obendrein noch zur Gattung „Musikliebhaber“ zählt, dem sei daher zu empfehlen – siehe dein Zitat oben – u.A. ebenfalls auf die Eigenschaft „Neutralität“ einer Kette zu achten.
      Auch wenn anschließend dabei bzw. dadurch einige CD’s entsorgt werden müssen, das Vergnügen an guten Aufnahmen seiner Lieblingsmusik entschädigt dies nachhaltig.

      Weitere Coax - Eigenschaften:

      Bei der schrittweisen Optimierung meiner SPDIF – Übertragungsclock (Rechner – D-Verstärker) ist mir aufgefallen, dass sowohl die 70er als auch jetzt die 90.2er fast wie ein empfindliches Messgerät bzw. Lupe kleinste zeitliche Einflußgrößen dabei hörbar macht.
      Irgendwie – meine Vermutung – scheint der Coax in dem spezifischen Bereich sehr phasenlinear zu arbeiten und zeitkritische Signale entsprechend aufzulösen. Vermutlich unterstützt dies dann auch die räumliche Abbildung bei der Wiedergabe.

      Vielleicht kann Kurt etwas zum typischen Gruppenlaufzeitverhalten eines Coax-LS im Vergleich zum Kolben–LS schreiben ??? Es wäre mal sehr interessant, welche (technische) Qualitäten bereits mit dem Coax ohne große DSP Korrekturen diesbezüglich erzielbar sind.

      Manfred

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        #4
        Guten Morgen Manfred

        Eigentlich ist es prinzipiell ganz einfach, aber im Detail vielleicht doch etwas komplexer.

        Beim koaxialen System handelt es um eine echte Punktschallquelle bei der die akustischen Zentren sowohl in der X, Y, aber speziell auch in der Z-Achse am gleichen Punkt liegen. Von daher hat man theoretisch schon einmal ideale Bedingungen für eine konstanten Gruppenlaufzeit als Funktion der Frequenz.

        Bei einem konventionellen Chassis mit Konusmembran wandert das akustische Zentrum, bedingt durch Partialschwingungen und Taumelbewegungen der Membran, über das Frequenzband und die Amplitude vor und zurück. Somit ist eine konstante Gruppenlaufzeit, bereits isoliert auf den Treiber und ohne Frequenzweiche oder andere Chassis, nicht mehr gegeben.

        Natürlich arbeiten die Folien in unseren koaxialen System auch nicht fehlerfrei, sind aber wegen dem flächenmässigen Antrieb weitaus näher am Model des idealen Kolbenstrahlers. Dadurch kann man mit einem Impulsmesssystem sehr schön feststellen, dass die Gruppenlaufzeit und die akustische Phase bei unseren Systemen bis zu sehr tiefen Frequenzen nahezu konstant bleibt. Mit etwas Sorgfalt bei der Entwicklung der Frequenzweiche hat man so die Möglichkeit Lautsprecher mit einem sehr guten zeitlichen Verhalten zu bauen.

        Wir sind der Meinung, dass dies klanglich durchaus relevant ist und zusammen mit dem Impulsverhalten und der hohen Linearität im Frequenzbereich der Foliensysteme sind dies die drei Eckpfeiler, welche den hohen Aufwand für die Konstruktion von koaxialen Bändchensystem rechtfertigen.

        Freundliche Grüsse
        Kurt

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          #5
          Guten Tag Kurt,

          vielen Dank für die schnelle und aufschlussreiche Beschreibung.

          „Wenn etwas sehr gut funktioniert und man erfährt/weiß auch warum“ ... das schafft Vertrauen!

          Zitat von kds Beitrag anzeigen
          Bei einem konventionellen Chassis mit Konusmembran wandert das akustische Zentrum, bedingt durch Partialschwingungen und Taumelbewegungen der Membran, über das Frequenzband und die Amplitude vor und zurück. Somit ist eine konstante Gruppenlaufzeit, bereits isoliert auf den Treiber und ohne Frequenzweiche oder andere Chassis, nicht mehr gegeben
          Jetzt ist es mir auch völlig klar geworden, weshalb selbst sündhaft teure Aktivboxen mit sensorgeregelten, konventionellen Chassis, trotz DSP Korrektur, klangliche Nachteile gegenüber den Piega-Koax LS aufweisen.

          Bei der Vorführung einer > 50k€ Aktivbox ist mir u.A. einmal aufgefallen, dass Instrumente tonhöhenabhängig „wandern“. Diesen Effekt konnte ich dann zu Hause an der 90.2 (gleicher Track) nicht mehr nachvollziehen... was auch immer die Ursache war.

          Freundliche Grüße,

          Manfred

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            #6
            Guten Morgen Manfred

            Genau das ist eben das Handicap jeder, wie auch immer gearteten, Regelung. Es besteht lediglich die Möglichkeit das Signal zu verändern und ein Einfluss auf das Membranverhalten ist immer ausgeschlossen.

            Ich persönlich bin der Meinung, dass er der richtigere Weg ist die "Mechanik" sauber umzusetzen, als im Nachhinein zu versuchen Fehler zu kompensieren.

            Grüsse vom endlich sonnigen Zürichsee
            Kurt

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              #7
              Meine Hörerfahrung deckt sich so ungefähr mit der von Manfred und genau wie Kurt sehe ich solche ganzen Membranregelungen eher kritisch.

              Die Grundidee die dahinter steckt ist, dass über einen Sensor die Membranbewegung erfasst wird und eine Korrekturschaltung die Membran bei Bedarf wieder auf "ordnungsgemäße Wege" lenken soll.

              Jetzt wird aber die Membranbewegung durch den Sensor nur in einem eng begrenzten geometrischen Bereich erfasst. Ob dies durch "Anzapfen" an der Schwingspule oder durch einen kleinen Sensor auf der Membran erfolgt, spielt dabei gar keine Rolle. Es kann in jedem Fall nur ein kleiner Bereich der Menbran erfasst werden. Verformungen an anderer Stelle auf der Menbran können nicht registriert und somit auch nicht korrigiert werden.

              Während man bei einer relativ großen Tieftonmembran vielleicht noch in irgendeiner Form einen Sinn erkennen kann, sieht die Sache beim leichten Hochtöner sowieso wieder ganz anders aus, da hier die oben genannten Probleme in solch hohen Frequenzbereichen auftreten, dass mir der Glaube an einer perfekten Signalkorrektur fehlt.

              Der nächste Punkt ist die Korrekturschaltung. Nachdem festgestellt wird, dass der Soll- und Istzustand der Membran abweicht, wird das Signal so korrigiert, dass der Fehler weggeregelt wird. Auch wenn natürlich elektrische Schaltungen sehr schnell sind, tritt der Fehler erst einmal auf, wird berechnet und dann (zetlich versetzt) korrigiert, was im zeitlichen Ablauf nicht logisch ist. Denn eigentlich müsste der Fehler im Vorfeld - also bevor er auftritt - beseitigt werden, was natürlich nicht über eine Korrekturschaltung erfolgen kann, sondern durch eine Bauteilekonstruktion.

              Abgesehen mal davon, dass jede elektrische Schaltung auch wieder Fehler beinhalten kann, was wiederum gewisse Einflüsse auf das Musiksignal beinhalten könnte.

              Als ich das letzte Mal einen komplett "durchgeregleten" LS deutscher Produktion hörte war ich eher "ernüchtert". Eine alte Quad ESL hat mich mehr in ihren Bann gezogen.
              Norbert,
              der NUR den eigenen Ohren vertraut

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                #8
                Da in letzter Zeit weiter Fragen zur Membran in anderen Themen auftauchten, mal eine kleine Ergänzung.

                Die Membran eines Chassis ist natürlich ein wesentlicher Bestandteil eines dynamischen LS und besitzt als "Einzelteil" gewisse Eigenschaften. Die Fläche der Membran, aber auch Gewicht, Steifigkeit, die Aufhängung (Sicke), das Resonanzverhalten, max. Auslenkung usw. sind die typischen Eigenschaften der Membran, die teilweise mit den sogenannten Thiele-Small-Parametern (TSP) erfasst werden.

                Aus diesen ganzen Einzelwerten eines Chassis ergeben sich die weiteren Erfordernisse zur Berechnung des Gehäusevolumens, der Auslegung BR oder geschlossen, die Konstruktion der Frequenzweiche usw.

                Wenn also ein Chassis eine "geschlitzte" Membran hat, so ist diese Maßnahme ein konstruktiver Bestandteil, weil es in irgendeiner Form eine Auswirkung auf die Membran hat. Bei einer geschlitzten Membran wird die Fläche in kleinere Segmente unterteilt, wodurch die Resonanzen weiter "nach oben" verschoben werden.

                Es muss in der Gesamtkonstruktion der LS-Box der Einsatzbereich eines einzelnen Chassis berücksichtigt werden und dazu zählt insbesondere der Frequenzumfang, den das einzelne Chassis verarbeiten muss. Es macht natürlich einen großen Unterschied, ob der Tieftöner z. B. bis ~3000 Hz (LDR) arbeiten muss oder nur bis ~500 Hz (Coax).

                Je höher die Übernahmefrequenz liegt, desto höher steigt das Fehlerrisiko durch Partialschwingungen, Taumelbewegungen, Resonanzen und sonstigen Fehlern.

                Daher ist es nicht immer sinnvoll, einfach ein Chassis, was z. B. in der 90.2 super funktioniert, einfach in eine Premium 50.2 zu setzen, weil dort für die einzelnen Chassis ganz andere Spielregeln vorherrschen können.

                Wenn der LS ordentlich konstruiert ist, ist nahezu jedes Teilchen in einem Kompromiss eingebettet. Daher sind irgendwelche "Tuning-Tipps" bei einem LS immer mit seeeehr großer Vorsicht zu genießen.
                Zuletzt geändert von nk; 29.05.2013, 21:38.
                Norbert,
                der NUR den eigenen Ohren vertraut

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